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Kanada

Campen in Kanada für Anfänger – Killarney Provincial Park

Ich hab es endlich geschafft. Meine erste camper Erfahrung in Kanada und das in dem wunderschönen Killarney Provincial Park in Ontario. Ich und mein verwöhnter Arsch in dem rauen Bärenland, das sollte was werden. Ich hab zwar schon mal in Südfrankreich gecampt, aber campen in Kanada war schon immer was besonderes für mich. Bei der Idee campen in Kanada zu gehen malt man sich irgendwie immer so Männer mit Vollbart in rot-karierten Flanellhemden aus, die in einer Hand eine Axt lässig auf der Schulter tragen #stereotype. Ich hatte zwar leider kein Flanelhemd dabei, aber ich war hochmotiviert die volle Portion Natur abzubekommen und meine Batterien wieder aufzuladen.

Offline, aber Verbundenheit mit der Natur spüren

Granite Ridge Trai_Killarney_Provincial_Park_Kanada

Das erste was mir aufgefallen ist, wenn man so aus der Stadt fährt, ist die Ruhe. Ich meine so richtige Stille. Nicht die Aussicht, die Gegend oder das Wetter, sondern die Stille viel mir besonders auf. Ich lebe zur Zeit in Downtown Toronto und bin ständig von Lärm umgeben. Auch wenn die Fenster geschlossen sind. Man hört immer so ein leichtes brummen von Draußen. Aber in dem Hinterland hört man wahrlich nichts. Und diese Entdeckung war für mich schon eine kleine Sensation.Indian_Summer_Killarney_Provincial_Park_Kanada
Beim wandern sind mir aber auch die ersten Anzeichen des Herbstes aufgefallen. Ich weiß nicht wieso es so ist, und wenn ich Kanadier gefragt habe, konnten sie es mir auch nicht direkt erklären, aber du kennst du sicherlich diese typische Farbenpracht der Wälder während des Herbstes? Und in Kanada sind die Farben noch intensiver, noch knalliger. Man sagt die Sonneneinstrahlung und die wenige Verschmutzung in der Luft beeinflussen die intensiven Farben. Ich weiß nur, dass ich definitiv nochmal raus ins Hinterland (so nennen die Kanadier das, wenn man sie fragt wo sie campen: “Im Hinterland!”) fahren muss, um die ganze Pracht des berühmten Indian Summers mitzubekommen.

Als ich auf den verschiedenen Wanderwegen (Granit Ridge Trail, Chikanishing Trail und The Crack) entlang lief, viel mir neben der idyllischen Stille auch der tolle Geruch auf. Die klare Luft, gemischt mit der Luftfeuchtigkeit der Bäume und einen Hauch von Tanne lässt die Lungen so richtig aufatmen. Ich liebe die Natur mit ihrer rauen Art und könnte Stundenlang wandern gehen – das hab ich auch gemacht.

Granit Ridge Trail

Granite Ridge Trail_Killarney_Provincial_Park_KanadaDiesen Wanderweg haben wir am ersten Tag in Angriff genommen. Der Trail ist relativ leicht und man konnte ihn innerhalb von 1 Stunde schaffen. Auf dem Weg sind wir auf dieses Schmuckstück von Oldtimer gestoßen. Cool oder? Vielleicht auch ein bisschen creepy, weil es mich wie so oft an einen Horrorfilm erinnert hat. Alleine im Wald und dann entdeckt man ein Auto, dass verflucht ist oder so. Naja, vielleicht macht das auch nur in meiner Welt Sinn 😉

Haselnüsse_Granite Ridge Trail_Killarney_Provincial_Park_KanadaWenn wir schon über Filme sprechen, kennst du noch den Klassiker “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”? Solch’ ähnliche Nüsse habe ich auf dem Wanderweg entdecken können und fand die total süß. Wenn man so durch den Wald geht verbindet man sich wieder mit der Natur und die Instinkte werden wiederbelebt. Man achtet auch auf viele Kleinigkeiten. Die Tierwelt, die Pflanzenwelt und die Geräusche um einen herum. Ich liebe diese Wachsamkeit, die die Natur in mir hervorruft. Sie lässt mich leichter im Jetzt sein. In der Stadt ist es genau anders herum. Man zieht sich zurück, starrt auf sein Handy auf dem Weg zur Arbeit und hört dabei Musik. Aber in der Natur – da ist man irgendwie offener.

Ich glaube wir verlernen was es heißt mit der Natur eins zu sein und vor allem die Generationen nach mir sind mehr von der Technologie geprägt als von der Natur. Wohin sind nur die alten Zeiten, in denen man im Wald Buden gebaut hat und Lava gespielt hat? Kennst du das Spiel noch (Vorsicht, da kannst du nicht hin, da ist Lava!) Heutzutage sehe ich viele Kids mit ihren Tablets rumlaufen, damit sie unterhalten werden, dabei verlernen sie wie sie sich selbst unterhalten und ihre eigene Fantasie benutzen. So sad.Chipmunk_Granite Ridge Trail_Killarney_Provincial_Park_Kanada

Chikanishing Trail

Leb’ im Jetzt.

Immer wenn ich irgendwas bemerkenswert Schönes sehe so wie auf diesem Wanderweg, versuche ich mit aller Macht alles aufzusaugen wie ein Schwamm. Also wie sagt man so schön, ich versuche ein mentales Bild zu machen und bei jedem blinzeln, sollte sich das Bild in meinen Kopf brennen. Aber es ist doch nicht immer so leicht, genau im Jetzt zu sein. Was bedeutet das denn wirklich? Im Jetzt sein heißt keine Gedanken zu zulassen. Es ist auch wichtiger Bestandteil der Meditation. Aber diese Frage ist einen eigenen Artikel wert. Kommt von daher auf meine To-Write-About Liste. Die Wahrheit ist, die Gedanken schweifen auch mal ab und später denke ich mir oft, “Du hättest dir das Bild noch besser einprägen sollen!”. Deswegen ist dieser Blog auch so wichtig für mich. Er ist wie ein Tagebuch voller mentaler Bilder und Erinnerungen für mich, nur mit dem Unterschied, dass ich alles was mich weghaut mit dir teile und nicht verschlossen in einem Buchregal liegt. Chikanishing_Trail_Killarney_Provincial_Park_KanadaDieser Wanderweg hat uns schon 2 Stunden gekostet und war viel anstrengender. Man musste ständig aufpassen wohin man tritt und der Weg war eher eine Felsenfront, über die man rüber klettern musste. Aber es hat sich gelohnt! Die Bilder sprechen hier für sich selbst, oder?
Chikanishing Trail2_Killarney_Provincial_Park_KanadaWir hatten eigentlich total gutes Wetter. Es war mega warm und ab und zu kam die Sonne zwischen den Wolken hervor. Ich finde dieser Nebel aus Luftfeuchtigkeit macht die Bilder noch mystischer. Chikanishing Trail3_Killarney_Provincial_Park_KanadaChikanishing Trail4_Killarney_Provincial_Park_Kanada

The Crack

Der Name alleine hört sich schon irgendwie bedrohlich an, oder? Wie “Die Krake” oder “Die Klaue”. Dieser Wanderweg hat es auch echt in sich. Über 3 Stunden hat das Ganze gedauert und es war nicht wirklich wandern was wir da gemacht haben, sondern viel eher klettern. Über Felsvorsprünge und durch Felsrisse hindurch sind wir hinauf geklettert bis zum “Crack”. Übersetzt heisst das Riss. So sah das dann von oben auch aus. Es gab einen Riesenriss von einem Fels zum anderen. Einfach atemberaubend. Es sind genau diese Momente, die mich an die einfachen Dinge erinnern. An die Dinge warum ich Reise und jeden Tag genießen will. Warum ich atmen will, warum ich inspirieren will, warum ich entdecken möchte und warum ich einfach immer lächeln will. Weil das Leben viel mehr für uns bereit halten kann als nur das Gewöhnliche. Es liegt in unserer Hand – das ist das Gute! Wir können unser Leben jeden Tag so gestalten wie wir es wollen. Wir müssen nur wollen.

Atme.

The Crack_Killarney_Provincial_Park_KanadaEntdecke.The Crack2_Killarney_Provincial_Park_Kanada Inspiriere.The Crack3_Killarney_Provincial_Park_Kanada Lächle.The Crack5_Killarney_Provincial_Park_Kanada

Nahtod Erfahrung bei Nacht als der Bär kam

So viel zu meinen spirituellen Einsichten und hinzu etwas gruseligerem. Alsooo, Kanada ist bekannt für seine Bären und besonders im Hinterland gibt es viele davon. Sie sind auch sehr präsent in Camping Gebieten und vor allem sind sie neugierig und hungrig. Wir haben das Essen und alles was nur annähernd gut riechen könnte in das Auto gepackt, nur haben wir nicht an das benutzte Geschirr gedacht. Das muss natürlich auch abgewaschen oder weggeräumt werden, außer mal will den Bären indirekt eine Einladung schicken.

Rückblick.
Es ist 02:30 Uhr als ich hochschrecke. Ich werde durch das Klappern unserer Töpfe und das Klirren des Geschirrs wach. Natürlich bin ich im ersten Augenblick total verpeilt und verstehe nicht wer das sein kann. Ich lausche. Und höre wieder Klappern von Töpfen und unserem Equipment. Als ich aber dann diese dumpfen Schritte auf der Erde höre, wusste ich, dass kann nur ein sehr großes Tier sein. Kein Waschbär, kein Streifenhörnchen – nein, aber ein Bär! Im Zelt liege ich nun ganz still und den Atem anhaltend. Bären können gefährlich sein. Es gibt sogar Geschichten, in denen Bären Zelte mit schleppen und mit der Beute “spielen” wollen. “Ich liege auch noch ganz außen”, denke ich mir. Wenn der Bär sich jetzt dem Zelt nähert bin ich die Erste. In diesem Moment höre ich unser Auto hupen und mit dem Licht blinken, mein Kumpel Quinn hat wie ein Profi reagiert und das Auto per Fernbedienung auf und zu gemacht. Das Geräusch hat den Bären Gott sei dank irritiert und er ist weg. Puh, Glück gehabt!

Was brauche ich beim Campen in Kanada?

Hier mal ein paar basic Tipps.

Camping_Killarney_Provincial_Park_Kanada

Eigentlich ist campen überall gleich. Man braucht mehr oder weniger das selbe Equipment, außer vielleicht, wenn man in der Sahara unterwegs sein sollte oder in anderen klimatisch herausfordernden Gebieten. Auf jeden Fall brauchst du ein Zelt (ja, wer hätte das gedacht?). Am besten eines, dass ein bisschen preisintensiver (150 – 200 EUR) ist, damit du bei Regen nicht im Stich gelassen wirst. Für einen guten Schlaf solltest du dir überlegen auch eine Luftmatratze zu besorgen. Da gibt es super viel Auswahl bei amazon.de. Ich selbst würde sagen, wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist, sollte man sich eine einfach schmale selbstaufblasende Luftmatratze besorgen, wenn man als Pärchen campt, dann kann man sich auf etwas mehr verwöhnen und die breiteren und dickeren Matratzen gönnen. Dann darfst du nicht dein Plastikbesteck, Becher und Teller vergessen. Dazu gehört auch ein kleiner Gaskocher, Töpfe, Geschirrtücher, ein Plastikwanne für den Abwasch und zum Verstauen. Eventuell sollte auch Klopapier auf deiner Liste stehen und definitiv sollte ein Mückenspray und ein gutes Mehrzweckmesser nicht vergessen werden. Das braucht man für viele Dinge, aber in Kanada besonders, um sich Waffen zu schnitzen, damit man sich gegen die Bären wehren kann. Hä? Wie bitte? Just kidding. Natürlich nicht dafür, aber damit man die Enden von eingesammelten Ästen spitz machen kann, um die Marshmallows besser drauf zu schieben. Denn zu jedem Lagerfeuer in Kanada gehören S’moers. S’moers ist so eine Art Nationalgericht für Kanadier. Naja, eher eine Leckerei, die zum Abenteuer-Kit in Kanada dazugehört. Der Nachtisch ist nichts anders als am Lagerfeuer erwärmte Marshmallows, die man, wenn sie leicht braun sind, auf einen Keks packt und oben drauf ein Stück Schokolade legt. Zum Schluss kommt dann der zweite Keks, so dass man am ende ein Mini-Sandwich hat. Das süßeste Sandwich der Welt quasi.

Vielleicht hab ich dich mit dem Artikel auch motiviert bei dir in der Gegend campen zu gehen? Lass mir doch einen Kommentar da, wenn du campen auch so magst wie ich! Ansonsten bis bald!

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4 Comments

  • Reply
    gudrun Soin
    September 10, 2015 at 11:48 am

    Immer wieder schön von Dir zu hören. Geniess Deine Zeit ! Ist ein interessanter Blog.
    Grüße aus Berlin
    Gudrun

    • Reply
      Eireeen
      September 10, 2015 at 11:53 am

      Hallöchen liebe Gudrun,

      hab vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt <3
      Hab noch einen wunderschönen Tag in meiner alten Heimat!

      Liebste Grüße
      Irene

  • Reply
    Cora
    March 13, 2016 at 5:51 pm

    Liebe Irene,
    hast du denn allgemeine Tipps, wie man bärige Besuche umgehen kann oder gar wie man sich verhält, wenn man einem Bären begegnet?

    Herzlichst,
    Cora

    • Reply
      Eireeen
      March 14, 2016 at 12:30 am

      Hi Cora,

      Das ist eine gute Frage! Ich weiß, dass man keine Lebensmittel draußen liegen lassen soll und dass man gebrauchtes Geschirr abwaschen soll bevor man schlafen geht. Die Lebensmittel, die man hat soll man im Wagen im Kofferraum lagern (oder an den Baum hängen). Sogar Zahnpasta soll man nicht mit ins Zelt nehmen, da der Duft anziehend auf die Bären wirkt. Also alles gut verstauen. Wenn man den Bären dann doch begegnen sollte, weiß ich leider auch nicht was man da genau macht. Ich glaube ich würde weglaufen und ich hab gehört, dass man einen Abhang suchen soll, wenn man wegläuft. Bären können angeblich schlecht Abhänge runter laufen (die kriegen das mit der Koordination nicht so richtig hin). Aber mach dich da nochmal lieber genauer schlau 🙂 Sicher ist sicher!

      Liebe Grüße

      Irene

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