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Achtsamkeit Auswandern

Wie mich die Auswanderung nach Kanada verändert hat – 4 Lektionen für’s Leben

Wow.

Ich bin selbst immer wieder davon überrascht wie schnell die Zeit vergeht. Ich weiß nicht  genau warum das Phänomen existiert, aber ich merke es immer wieder. Damals, als wir noch jünger waren hatte Zeit eine ganz andere Bedeutung.

Die Sommerferien schienen forever lang und die Schulstunden auch. Jetzt gehen 6 Wochen oder 12 Monate gefühlt in einem Augenaufschlag um. Und so sind irgendwie auch die Jahre hier in Kanada vorbeigezogen wie große Blitze vor meinen Augen. Wir haben viel erlebt, viele Freundschaften geknüpft und uns ein gutes Leben aufgebaut.

Vieles hat sich aber auch verändert. Ich hab mich verändert. Die Auswanderung hat uns verändert. Und wie sich die Auswanderung genau auf mich ausgewirkt hat und was sie mich gelehrt hat, beschreibe ich dir in diesem Artikel.

1. Werde Nie Bequem

Meine absolute Lektion Nummer 1. ist “Werde nie bequem.” Die Auswanderung hat mir gezeigt, das Bequemlichkeit, eigentlich eines der schlimmsten Eigenschaften sein kann, die zu deinem persönlichem Repertoire zählen kannst. Wenn du bequem bist, wirst du faul, du fühlst dich sicher – zu sicher – und strengst dich nicht mehr an. Gibst dir keine große Mühe und wagst es nicht über die Grenze des Durchschnitts zugehen.

Die Auswanderung hat mich im positiven Sinne gezwungen aus der Bequemlichkeit herauszutreten und in Richtung Tellerrand und darüber hinweg zu schauen. Wenn ich bequem gewesen wäre, hätte ich das was ich jetzt alles erlebt habe, nicht zu meiner Geschichte machen können. Ich hätte niemals die schönste Provinz Kanadas gesehen, die härteste Wanderung meines Lebens überwunden, die Rockies gesehen, das beste Poutine gegessen, oder den kältesten Winter erlebt, ich wäre niemals einem hungrigen Bären begegnet oder der schönsten Route Kanadas gefolgt.

All diese Erlebnisse hätte ich nicht machen können, wenn ich bequem gewesen wäre.

Die Bequemlichkeit ist nämlich der Feind des Fortschritts.

Neues Land, neue Freunde, neue Arbeit. Alles neu und alles andere als bequem. Natürlich ist die Ungewissheit und das Unbekannte auch sehr angsteinflößend, aber wenn du dich richtig traust und du dich auf das Neue einlassen kannst, dann verspreche ich dir, wirst du die Zeit deines Lebens haben.

Ich persönlich lebe ja für das Neue, das was außerhalb der Routine liegt, die Magie des Neuanfangs. Die erhöhten Sinne. Ich liebe die farbenfrohen Kulissen einer neuen Stadt, den Geruch eines neuen Ortes, das Gefühl.

Ich liebe nicht immer zu wissen, was als nächstes kommt, auch wenn es oft Angsteinflössend sein kann, ist es doch etwas, das das Leben so echt und verdammt gut macht, oder?

Schubs’ dich raus deiner bequemen Zone. Schieb dich immer weiter, um mehr für dich selbst zu erreichen. Ob in einer Arbeitsstelle, in einer Beziehung, im Leben allgemein oder für einen Lebenstraum, spielt keine Rolle, man kann die Lektion überall anwenden. Mehr Größe, mehr Abenteuer, mehr Leben.

2. Hab ein Universales Vertrauen In Dein Leben

Ich wünschte ich könnte meinem jüngeren Ich genau das nahe legen. Früher war ich immer voller Sorgen und noch heute habe ich Momente, in denen ich mir einfach viel zu viele Sorgen mache über Dinge, die eigentlich gerade keine Rolle spielen.

Vertraue auf dein Leben und es wird am Ende alles gut gehen. Beim Schreiben dieser Worte fällt mir auf, dass es vielleicht ein wenig esoterisch klingen mag, aber ich glaube, wenn du auch so manche Lebenserfahrungen sammeln konntest, dass du weißt was ich meine.

Im Grunde genommen ist das Leben eine Art Playground. Man kann verschiedene Dinge ausprobieren, man muss nicht unbedingt bei einer Sache bleiben. Du musst ja nicht die ganze Zeit wippen, wenn du nicht willst, oder? Und wenn du entschieden hast, dass das nicht mehr zu dir passt, dann lässt du los und schaust wo es als nächstes hingehen kann. Vielleicht mal schaukeln?

Die Ungewissheit an sich ist die Wurzel für Fortschritt und (Persönlichkeits-) Entwicklung.

Menschen, die kein Vertrauen in ihr Leben haben, sind von Sorgen überwältigt und können keine Entscheidung treffen, denn jede Entscheidung wirft neue Fragen und weitere Sorgen auf. Wenn ich in Richtung A) gehe, dann wird aber XYZ passieren und wenn ich in Richtung B) gehe, dann wird ABC passieren. Damit blockieren sie sich selbst, bewegen sich dann gar nicht und sind überwältigt von dem was vor ihnen stehen mag.

Wenn man aber ein universales Vertrauen in sein Leben hat weiß, dass egal ob A) oder B), es irgendwie weitergehen wird. Selbst wenn du dich für eine Richtung entschieden hast und sie irgendwie doch nicht zu dir passt, wirst du dir Schritte überlegen, die dich herausholen werden. Du wirst eine Lösung finden müssen und sie auch finden.

Wie hat Steve Jobs mal gesagt, du kannst die Punkte nur verbinden, wenn du zurückschaust, aber nie, wenn du nach vorne schaust. Das heißt so viel wie, dass du darauf vertrauen musst, dass es schon irgendwie klappen wird. Dass sich die Punkte zwischen den Erlebnissen schon verbinden werden und du es schaffst – so oder so.

Als ich mich für die Auswanderung entschieden habe, hatte ich natürlich auch mega Panik. Ich hatte Angst davor, dass alles schief laufen würde, aber ich wusste tief in mir drinnen – vor allem durch das viele Reisen und auch alleinereisen – dass es schon irgendwie klappen wird und wenn nicht kann ich immer zurückkommen. Heute kann ich die Punkte alle verbinden und sagen, dass es die beste Entscheidung für mich war. Ich hab so viel Lebenserfahrung sammeln können, meine Partnerschaft hat sich durch die gemeinsamen Herausforderungen noch mehr intensiviert, meine Freundschaften auch und die Beziehung zu meiner Familie hat sich ebenfalls verbessert. Obwohl so eine große Entscheidung auch mit einem Preis kommt,  bin ich unterm Strich sehr glücklich hier.

3. Nimm Das Leben Nicht Zu Ernst

Diese Lektion umfasst eigentlich all die anderen Lektionen wie eine Hülle, denn wenn du das Leben nicht zu ernst nimmst, fällt es dir leichter nicht bequem zu sein und mehr Vertrauen und Gelassenheit in den Tag zu bringen.

Menschen, die sich selbst zu ernst nehmen sind von ihrem Ego geleitet und können das Leben nicht durch eine objektive und freie Linse betrachten. Menschen, die ihr Leben sehr ernst nehmen, wagen es häufig auch nicht ihrem Abenteuer-Ich zu folgen – geschweige denn ihrem Herzen. Sie wagen es nicht, weil sie Angst vor’m Versagen haben. Sie haben Angst von Anderen verurteilt zu werden und eventuell von der sogenannten sozialen Leiter zu stürzen.

Gezeichnet von vielen erfolgreichen und auch vielen enttäuschenden Erlebnissen während meiner Auswanderung, kann ich sagen, dass ich das alles nur so überstehen konnte, weil ich das Leben und mich selbst nicht zu ernst nehme.

Ich mache mir nichts draus zu versagen. Im Gegenteil. Versagen ist gut, es lehrt uns Lektionen für’s Leben. Je mehr wir versagen, um so mehr lernen wir. Und wenn wir uns zu ernst nehmen, trauen wir uns nicht zu versagen und somit auch nicht mehr zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Wenn ich zurück blicke und mir vorstelle was wäre, wenn ich eine viel ernstere Version von mir selbst gewesen wäre. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass ich mein Verstand verloren hätte. Ich hätte mir noch mehr Sorgen aufgetragen. Schrecklich.

4. Zuhause Ist Wo Dein Herz Ist

Das ist eigentlich eine ganz persönliche Lektion, die ich mir in mein Herz geschlossen habe. Als Auswanderer nämlich musst du wissen, sind wir ständig geplagt von der Frage, wo denn mein eigentliches Zuhause nun wirklich ist.

Gleich direkt nach dem Ortswechsel nach Kanada, habe ich sofort gedacht, dass ich hier nicht für immer sein werde. Immerhin ist mein eigentliches Zuhause doch Deutschland. Das war meine automatische Standardeinstellung. Ich muss wieder zurück nach Deutschland. Kanada sollte doch nur ein kleines Abenteuer werden und das auf Zeit.

Jedoch, je länger wir nun hier sind, desto mehr stellte ich diese Standardeinstellung in Frage. Wo will ich denn nun wirklich hin und was bedeutet Zuhause eigentlich für mich? Am Anfang habe ich ein Zuhause immer mit meiner Familie gleichgestellt. Sprich, Zuhause ist da wo die Mehrheit meiner engsten Familienmitglieder ist. Familie ist ja schließlich total wichtig für mich. Außerdem ist Deutschland ein tolles Land, mit super Bildungssystem (glaub mir, andere Bildungssystem sind wesentlich schlechter als das Deutsche), mit starkem sozialen Auffangnetz und guter Krankenversicherung.

Aber als ich Anfang des Jahres für eine längere Zeit in meinem geglaubten Zuhause in Deutschland war, ist mir aufgefallen, dass es keine Rolle spielt wo Zuhause ist, sondern viel mehr welche Bedeutung ein Zuhause für dich hat. Was ist dir wichtig? Welcher Ort resoniert am meisten mit deinen inneren Werten? Wie wichtig ist es mir in der Nähe von der Familie zu sein? Was ist mit der sozialen Aspekten, wie Krankenversicherungen, Arbeitslosengelder oder auch Bildung?

Ich hab für mich persönlich entschieden, dass ich nicht einfach automatisch auf meine Option “Deutschland” so nach dem Motto “war ja schon immer so, also warum ändern” zurückfallen sollte. Ich sollte Kanada eine wirkliche Chance geben und es nicht nur als temporäre Option ansehen.

Mit dieser Einstellung hat sich eine Art schwerer Schleier gelüftet und ich kann die Zeit hier in Kanada mehr genießen und sehe Dinge jetzt ein wenig entspannter.  Ich bin mehr im Hier und lasse Kanada bewusster auf mich wirken.

Wenn man auswandert sollte man dem Ort eine echte Chance geben und nicht innerlich immer daran denken was jetzt angeblich besser im Heimatland wäre und dass man ja eh wieder weggeht, sobald man eine schlechte Erfahrung macht.

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