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Weltreise

Weltreise-Abbruch wegen dem Coronavirus – Was jetzt?

Mir kommen die Tränen, wenn ich diese Worte eintippe. 

Weltreise-Abbruch wegen dem Coronavirus. Uff.

Mein Herz ist schwer, es schlägt schwer und ich weiß nicht, wann ich mich wieder leichter fühlen kann. 

Das Ding ist ich weiß, dass ich sehr privilegiert bin. Ich bin satt, habe ein Dach über dem Kopf, ich habe meine Familie in der Nähe und sie sind alle gesund. Mein Freund ist gesund und ja auch ich bin gesund. Gesundheit ist in diesen Zeiten eine unbezahlbare Währung. 

Der Abbruch der Weltreise jedoch ist etwas was trotz allem tief schneidet. 

Der Fall eines alten Traums

Du musst wissen wir haben uns nicht von Heute auf Morgen ausgedacht, dass wir auf Weltreise gehen sollten. Es war keine kurzfristige Entscheidung. Ganz im Gegenteil, ich habe JAHRELANG für diesen Traum gespart & geplant. Habe alles aufgegeben was wir uns in Kanada so mühsam erarbeitet haben.

In den letzten 5 Jahren gab es für mich kaum erlebnisreiche Wochenenden. Was mir jetzt in Zeiten wie diesen hilft, denn witzigerweise bedeutet für mich die Selbst-Isolation nichts anderes als ein ganz gewöhnliches Wochenende zu verbringen.

Ausgehen, essen & tanzen gehen war damals eine absolute Seltenheit, die man nur gemacht hat, wenn es einen Anlass gab. Lieber habe ich mich mit Freunden im engen Kreis auf einen Weinabend getroffen. Hab gerne für sie gekocht. Das ist alles nicht nur wesentlich günstiger, aber auch wesentlich intimer und persönlicher. Schöner halt.

Endlos shoppen war für mich nie drin. Ganz selten habe ich mir mal was gegönnt. Sogar die Anzahl an Mittagessen in der Stadt, wenn man unter der Woche gearbeitet hat, kann ich an meinen Händen abzählen. Ich hab lieber die Reste vom Vortag gegessen.

Alles weil ich dieses Ziel vor Augen hatte.

Jetzt haben wir in Kanada alles aufgegeben, unseren Job und unsere Wohnung und stehen mit nichts dar, außer einem geplatzten Traum.

Weltreise bedeutet für mich mehr, als nur Sonne & Meer.

Klar, auf Weltreise gehen ist ja immer fun. Wer will nicht für eine lange Zeit einfach nur reisen, aber für mich war es so viel mehr. Ich wollte mich noch einmal selbst verwirklichen. Ich wollte doch nur noch einmal frei sein. Frei von jeglicher Verantwortung und einfach mal nur für mich da sein.

Ich hatte diesen Plan. Diese Idee.

Ich wollte mehr über die Fotografie lernen, besser werden und mehr in Richtung Video Bearbeitung machen. Ich wollte meiner Kreativität freien lauf lassen. Und ich wollte sehen, ob mich die Weltreise vielleicht in ein neues Berufsfeld schubsen wird.

Eine neue Realität akzeptieren

Vor einer Woche entdeckten wir noch Melbourne und jetzt sitze ich hier am Küchentisch im Ferienhaus der Eltern meines Freundes. Ich kämpfe mit den Tränen und mit der Schwere in meinem Herzen, während ich durch das Fenster in die graue Welt schaue.

Was mir vor allem so schwer fällt ist die neue Realität zu akzeptieren. Ich fühle mich wie gelähmt. Dennoch gebe ich mir Mühe einen strukturierten Alltag zu führen.

Ich stehe morgens gegen 7 Uhr auf (danke an meinen Jetlag, der mich zu einem Frühaufsteher gemacht hat), trinke meinen Tee, meditiere, reflektiere und rufe dann meinen Freund aus dem Bett.

Wir frühstücken, danach scrolle ich durch mein Instagram feed. Ich versuche mich mit anderen zu verbinden in dieser isolierten Zeit.

Danach gehe ich meinem Yoga nach – etwas das mir in dieser Zeit besonders geholfen hat.

Lust auf Schreiben, Bilder bearbeiten und Videos zu sichten? Die habe ich in dieser Zeit keine. Ich habe kaum Energie für alles was mir normalerweise Spaß macht.

Dennoch heute habe ich mich endlich aufgerafft diesen Herzensartikel zu schreiben. Aus der Seele für euch, weil ich weiß, dass ich mit diesem Chaos Gefühl & Stimmungsschwankungen nicht alleine bin. Wir stecken alle in einem Boot egal woher wir kommen. Jetzt mehr denn je, können wir den Anderen nachvollziehen und einen Bezug füreinander schaffen.

Und irgendwie tut es auch gut sich den Kummer vom Herzen zu schreiben.

Zukunftsangst & Tausend Fragen

Meine Zukunft sieht jetzt erstmal aus wie eine weiße Leinwand. Alles ist möglich. Gleichzeitig fühlt sich auch alles unmöglich an, so als ob ich dem Berg, der vor mir liegt nicht gewachsen bin. 

Wie Tausend Andere müssen auch wir uns erstmal einen Job suchen. Dann ist da aber schon die Frage, wo? Unser Herz gehört Kanada und da wir die Permanent Residency haben würden wir am liebsten erstmal zurück nach Kanada gehen. Die Jobsuche wird wahrscheinlich andauern, aber ohne Wohnung in Kanda ist der längere Aufenthalt dort einfach unbezahlbar. Vielleicht können wir ja bei Freunden unterkommen? Mal schauen. 

In Deutschland jedoch haben wir zur Zeit die Sicherheit erstmal bei der Familie unterzukommen, auch wenn das kein Zustand auf Dauer ist. Von hier aus macht die Jobsuche vielleicht am meisten Sinn? 

In Kanda haben wir noch die gesetzliche Krankenversicherung, was gut ist. In Deutschland sind wir nicht einmal mehr gemeldet und haben somit keinen Status außer unseren Passport. Vielleicht sollten wir uns hier erstmal anmelden? Aber wo, alles hat geschlossen. 

Und noch Tausend andere Fragen schießen täglich wie eine kaputte Schalplatte durch meinen Kopf.

Zukunftsangst wird auch mir täglich am Morgen serviert. Immer dann, wenn man aufwacht und sich für einen kurzen Moment wieder gut fühlt, dann schießen doch wieder alle negativ Gedanken in die Quere. An Manchen Tagen sind diese Gedanken ganz leise und ich kann sie ignorieren, an anderen Tagen aber schreien sie mich förmlich an. 

Was jetzt?

“Nicht weinen. Die Weltreise ist doch nur auf Pause.”, das hat mir mein Freund aufmunternd gesagt, als mir die Tränen die Wangen runterliefen im Flugzeug zurück nach Deutschland.

Daran halte ich fest. Nach wie vor. Das ist die einzige Konstante, die ich noch habe in dieser sich ständig veränderten Welt. 

Wir versuchen jeden Tag so zu nehmen wir er kommt und nicht zu weit in die Zukunft zu planen, anders geht es auch gar nicht.

Ich hoffe aber, dass wenn das hier alles vorbei ist, wir ein ganz neues Bewusstsein schaffen können.

Ein neues Bewusstsein für die Dinge, die wir damals als so selbstverständlich genommen haben. 

Jede Umarmung mit der Familie & den Liebsten wird sich so intensiv wie noch nie anfühlen. 

Jedes Treffen mit den Freunden beim Brunch, jeder Kinobesuch oder jedes Konzert wird ein Fest für’s Leben. 

Und vor allem, jede Reise. Jeder neuer Ort, jeder Mensch, dem ich begegnen werde, wird von mir gefeiert, als ob es das Letzte ist was ich im Leben tun werde, denn im Herzen werde ich für immer Nomadin sein. 

Bleibt gesund, ihr Lieben. Und vergesst nicht, we are all in this together.

Stay strong & Stay home. 

Eure Irene

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6 Comments

  • Reply
    Helena
    March 30, 2020 at 8:12 am

    Ein wunderschöner und so ehrlicher Artikel! Auch wenn es schmerzt ihn zu lesen, denn er spiegelt genau meine Ängste und Sorgen, gibt er mir dennoch Kraft nach vorne zu schauen. Wir werden diese Zeit überwinden 🙂 und ich bin mir sicher, was danach kommt wird besser <3

    • Reply
      Irene
      March 30, 2020 at 4:14 pm

      Helena! Was für ein lieber Kommentar! It means a lot! Ja, auf das die Zeiten besser werden und auf das wir bald wieder den Sonnenuntergang am Strand sehen dürfen, am besten mit den Liebsten. Ich bin gespannt was die Zukunft so bringen wird…und versuche so fest ich kann positive zu bleiben <3

  • Reply
    Darlien
    March 30, 2020 at 10:10 am

    Liebe Irene,
    ich finde es super, dass du über das Thema schreibst und es ist mit Sicherheit genau so wichtig. Einerseits, weil es vielen, wie auch mir, ähnlich geht und wir uns so ein klein wenig helfen. Andererseits, weil es auch für dich das Richtige ist, den Kummer von der Seele zu schreiben.

    Ich weiß, man fühlt sich irgendwie schrecklich egoistisch und schuldig: Man ist wütend und frustriert über eine Situation, die niemand ändern kann, auch weil ein Traum plötzlich geplatzt scheint, den man so lange mit so viel Arbeit und Energie verfolgt hat. Zeitgleich weiß man auch, wie privilegiert man ist. Man hat ein Dach über dem Kopf, eine gesunde Familie, genug zum Essen – eigentlich darf man sich nicht beklagen, nur weil man sich den größten Luxus, sorgenfrei um die Welt zu reisen, grade nicht mehr ermöglichen kann. Aber trotzdem ist man eben todtraurig. Auch, wenn es tierischer Luxus ist, so ist und bleibt es doch der eigene, größte Traum, der jetzt nicht mehr so ist, wie man es erwartet hat. Man ist zwiegespalten zwischen Wut, Frust, Dankbarkeit und Schuldgefühlen. Und wohin mit all diesem Chaos?

    Ich bin der Meinung deines Freundes: Eure Weltreise ist nicht vorbei, sie ist nur auf Pause. Und vielleicht kann es ja schon in ein paar Monaten für euch weitergehen, auch wenn die Zukunft grade wie ein blankes Nichts erscheint. Es gibt zwar tausend “Vielleichts”, aber ein Vielleicht davon ist eben auch, dass ihr noch in diesem Jahr weiterreisen könnt. Daran halte fest.

    Einen schönen Wochenstart dir,
    Darlien

    • Reply
      Irene
      March 30, 2020 at 4:16 pm

      Darlien! Du hast mir ja jetzt echt Freudentränen ins Gesicht gezaubert. Bin mega gerührt von der compassion und den ins herzgehenden Schlussworten. Tausend Dank für den lieben Kommentar und den Support. Danke. Wirklich! Ich drücke dich und wünsche dir natürlich auch einen tollen Wochenstart <3

  • Reply
    Jill
    March 31, 2020 at 6:18 am

    Liebe Irene,
    ich war zwar aktuell nicht auf Weltreise, aber ich bin erst Anfang März nach Berlin gezogen, wo ich nun seit Tag 1 in meiner neuen, unfertigen Wohnung sitze. Ich habe noch Arbeit, Gott sei Dank – doch meine Kollegen kenne ich bis dato nur digital.
    Deine Sorgen und Ängste teile ich!
    Corona wühlt unser aller Leben ziemlich auf und durcheinander.
    Ich bin mir sicher, dass ihr diese Weltreise fortsetzen werdet – und dann noch viel intensiver! Das Leben steht aktuell auf „Pause“ – und vor den meisten von uns liegt nun eine unbeschriebene Leinwand…du machst das schon! Und es wird wundervoll werden <3

    • Reply
      Irene
      March 31, 2020 at 11:17 am

      Jill! Ja, eine wahnsinnige Zeit liegt da irgendwie vor uns. Kaum zu glauben wie schnell sich alles in so einer kurzen Zeit verändert hat. Ich versuche positive auf die Zukunft zu schauen! Wir schaffen das schon <3

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