So muss sich wohl eine Panikattacke anfühlen, denke ich mir, als ich meine Chefs um ein persönliches Gespräch über Hangouts bitte. Heute sage ich es ihnen. Heute kündige ich.
Ich schwitze, ich zittere, ich kann irgendwie keinen klaren Gedanken fassen. Kündigen ist gar nicht so geil.
Es ist nicht so wie in den Filmen. Es ist nicht dieses „Ich-kack-denen-auf-den-Tisch und dann gehe ich“.
Es ist ernst. Es ist endgültig, und wenn man es macht, dann gibt es keinen anderen Weg mehr als den, der nach vorne führt.
Nachdem es raus war und erstmal alle bescheid wussten, ist es auch befreiend, aber es war kein leichter Schritt für mich. Ich hasse es Menschen zu enttäuschen, aber manchmal muss man egoistisch sein.
Natürlich war ich nicht so krass Rambo-like und hab gekündigt ohne einen Ass im Ärmel zu haben.
Ich habe mich vorher um einen anderen Job gekümmert, aber nicht nur irgendeinen Job, sondern einen Job, der meiner Leidenschaft entspricht.
Ich bin wieder in der Welt der Freigeister, Schreiber, Art Direktoren, Mac Nutzer und Social Media Experten gelandet. Die Kreativagentur hat mich wieder. Events, Brand Aktivierungen, Promotion, Konzepte, all-hands on deck, da wollte ich wieder hin. Hell yeah!
Ich bin kein Aufgeber
Und Leute, ich bin garantiert nicht einer dieser von den Medien kreierten Stereotypen, der ach so schrecklich faulen Generation Y.
Die Generation Y, die alles in ihrem Leben von den Eltern in Arsch geschoben bekommen hat und heute denkt, sie sei besser als alle anderen Lebewesen auf Planeten Erde.
Ich bin nicht Lucy. Ich erwarte nicht, dass man Dinge für mich erledigt und mir alles in den Schoß fällt. Verdammt, mein Leben soll kein Ponyhof sein – das wäre doch viel zu langweilig!!! Ich will mir meine Anerkennung verdienen und mich dann ehrenhaft feiern lassen, mit viel Moskau Mule im wiederverwendeten Einmachglas und Glitzer.
Ich habe fast 9 Monate in dem alten Job ausgeharrt. Am Anfang war ich optimistisch und wollte die Zähne zusammenbeißen. Ich bin kein Aufgeber.
Aber schnell hat sich herausgestellt, dass ich da einfach nicht reinpasse. Mittelmäßige Kommunikation, schlechte Führung der Lead Manager, widersprüchliche Anweisungen und on top of it all – mangelnder Team Spirit. Das geht gar nicht.
Es war keine Berufung, nur ein Beruf
Ich war unglücklich. Ich hab zu viel gearbeitet, zu viel Druck und zu wenig Anerkennung dafür bekommen. Überstunden, Wochenendarbeit – so what.
Versteh mich nicht falsch. Ich hab vorher für eine andere Agentur in Berlin genauso hart gearbeitet, wenn nicht sogar härter (und das damals auch für ein Praktikumsgehalt von 500€), aber mit dem wichtigen Unterschied, dass ich den Job liebte.
Ich liebte das Team, den Stress und Druck. Ich hab es als einmalige Herausforderung gesehen und die Möglichkeit zu wachsen. Geld spielt bei so etwas keine Rolle.
Hier war es anders – ich liebte meinen Job nicht. Meine Arbeit war nur meine Arbeit. 9 to 5. Mehr nicht. Es war keine Berufung, sondern nur ein Beruf.
Also musste ich früher oder später gehen – um meinetwegen. Und was soll damit auch schon verkehrt sein? Warum wird man gleich als ein Teil der Weichei Generation abgestempelt, weil man 8 Stunden täglich, 40 Stunden wöchentlich und 1920 Stunden jährlich an einem Ort verbringen will, den man auch mag? An einem Arbeitsplatz, der einen Spaß macht?
Um ehrlich zu sein finde ich, dass diejenigen die gerade nichts gegen ihr unglücklich-sein unternehmen die Weicheier sind. Feiglinge, die sich nicht aus ihrer bequemen Komfortzone trauen.
The World is Your Oyster
Ich mag die Generation Y. Ich finde die Hochwasserhosen Träger, die Long Coat Verehrer und Nike Enthusiasten (Farbe: Weiß – whatelse?) grandios.
Ich bin froh, dass wir Traumtänzer mit Potenzial sind. Ich bin froh, dass wir für uns einstehen, dass wir die Welt verändern wollen und dass wir selbstbestimmt leben wollen.
Nur so kann man ja auch großes schaffen. Und fuck it, es ist unser Leben und wir alle hab nur dieses eine.
Wir sind Teil einer Generation, die zukunftsversprechende Start-Ups aufbaut, die an nachhaltigen Energieprojekten arbeiten will oder die sich selbst in einer Surfschule in Südfrankreich verwirklicht.
Whatever it is, you can have it all und das ist gerade das Besondere an dieser Zeit. In keiner anderen Generation vor uns war „Selbstverwirklichung“ überhaupt ein Thema und vor allem möglich.
Generation Y ist die „Yes – Can do“ Generation
Ja, klar. Die Arbeitgeber wollen Leute einstellen, die nicht viel hinterfragen, die vielleicht auch schlichtweg folgen und einfach nur ihren Job machen.
Aber wir wollen nicht nur „einfach unseren Job machen.“ Sorry.
Für uns ist work not just a job. Wir suchen nach der Berufung und wenn wir sie einmal gefunden haben und uns wohlfühlen, dann profitieren die Firmen davon erheblich.
Glückliche Mitarbeiter, die intrinsisch motiviert agieren sind unbezahlbar und stellen einen echten Mehrwert da. Unglückliche Mitarbeiter, die nur ihren Job machen, nicht.
Und genauso wie wir mehr von unserem zukünftigen Arbeitgeber erwarten, verlangen wir auch von uns selbst so einiges ab.
Null Bock war gestern. Unsere Lebensläufe sind voll mit Auslandsaufenthalten, Praktika und extra Kursen. Laut der Shell-Jugendstudie (2010) sind wir nun mal besonders fleißig und extrem ehrgeizig.
Zeit – die wertvollste Währung
Wir sind hochmotiviert, sprühen vor Ideen und sind engagiert, wir haben keine Angst vor Arbeit, da kann man doch auch etwas im Gegenzug erwarten?
Wir geben den Firmen die wertvollste Währung, die es auf dieser Welt gibt – unsere Zeit.
Gen Y – eine Generation, die Veränderung verlangt
Die Unternehmen müssen nachziehen – ganz klar. Eingestaubte Strukturen, keine Flexibilität, one-way Kommunikationskanäle und Ney-Sager, können mit uns nicht mithalten. Und vor allem mit denen können wir nichts anfangen.
Ja unser Wohlbefinden am Arbeitsplatz liegt uns mehr denn je am Herzen, aber wenn wir uns einmal wohlfühlen und richtig fühlen, dann Holla die Waldfee reißen wir uns für das Unternehmen den Arsch auf.
Es muss sich für alle lohnen und gerecht sein. Dann ist es eine echte Win-Win-Situation.
Fazit
Geh raus da, finde deine Berufung, deine Leidenschaft und folge ihr. Und verdammt noch mal steh für sie ein! Ich fordere sogar, dass alle es so machen sollten – Generationsübergreifend. Nimm’ dir was dir zusteht und vergiss nicht, wir geben dem Unternehmen die wertvollste Währung, die es gibt – unsere Zeit, also können wir sicherlich etwas im Gegenzug erwarten.
Und was bedeutet dein Job für dich?
PS: You like what you read?
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17 Comments
Leonie
February 23, 2016 at 1:07 pmEin großartiger Artikel in dem ich mich Zeile für Zeile finde. Ich wünsche dir nur das beste für die Zukunft und den neuen Job.
Leonie
http://www.allispretty.net
Eireeen
February 24, 2016 at 2:24 amHi Leonie,
Danke dir für den lieben Kommentar und die positive Energie, die du versprühst 🙂 Dein Blog sieht übrigens klasse aus und dein Tattoo ist saumutig!! Richtig coole Aktion!
Liebe Grüße
Irene
Maike
February 23, 2016 at 3:17 pmHallo Irene,
erst letztes Wochenende habe ich einer älteren Generation erzählt, was mein Lebensplan ist. Als Antwort bekam ich nur: “Hä? Was soll das denn sein?” Darüber musste ich ziemlich lachen und es hat mir mal wieder verdeutlicht, die Generation Y, in der alles möglich scheint, ist für andere Generationen ganz weit weg (und nebenbei auch noch ziemlich realitätsfern).
Ich sehe es genau wie du. Ich möchte meine Berufung leben. Jahrelang habe ich mit meinem Studium auf einen Job hingearbeitet, der eigentlich gar nicht so recht zu mir passte. Rechtzeitig zog ich die Reißleine und versuche nun, meinen Leidenschaften zu folgen. Und auf diesem Weg hatte ich ein ganz besonderes Erlebnis: Während meines ganzen Studiums habe ich gehofft, dass ich oder ein Angehöriger im Lotto gewinnt, damit ich nach dem Studium all die Dinge machen kann, die ich liebe. Doch sobald ich mich fest entschieden hatte, meinen Leidenschaften zu folgen, war die Hoffnung auf den Millionengewinn wie weggeblasen. Ganz plötzlich wollte ich nicht mehr einfach so Millionen geschenkt bekommen. Wenn überhaupt, will ich sie mir selbst verdienen.
Dieses Umdenken hat mir die restliche Motivation für mein Vorhaben gegeben und es macht mich unglaublich glücklich, das mir alle Möglichkeiten offen zu stehen scheinen.
Viele Grüße
Maike
Eireeen
February 24, 2016 at 2:32 amHi Maike,
Das klingt ja fantastisch!! Finde ich super, dass wir so ähnlich denken! Es freut mich auch, dass du deinem Herzen folgst und dein Ding machst! Ich finde deine Geschichte auch echt toll (hab deinen Blog/ Über mich/ angeschaut), schön, dass du dich selbst gefunden hast und im Reinen bist! Klasse!
Mach weiter so!
Liebe Grüße
Irene
Maike
February 26, 2016 at 3:15 pmVielen Dank für deine lieben Worte! Ich freue mich sehr darüber. 🙂
Alice
February 23, 2016 at 3:30 pmHallo!
Sehr spannend – wir sind beide junge Frauen der Generation Y, waren beide viel unterwegs, aber dennoch habe ich etwas andere Beobachtungen gemacht. Dies habe ich auf ZeitOnline (http://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-01/generation-y-karriere-kritik-berufseinstieg) und meinem Blog dokumentiert.
Ich glaube nicht, dass Leute Weicheier sind, die nicht einfach aussteigen – ich glaube, sie haben andere Prioritäten und Lebensweisen. Nicht jeder will ein Vagabundenleben, manche sehen den Job nur als etwas, das man machen muss, um Geld zu verdienen und wollen die Trennung zwischen Privatem und Arbeitsleben, anstatt dass man immer mehr Arbeit mit Alltag vermengt. Deswegen glaube ich auch nicht, dass alle dieselben Erfahrungen, denselben Style und dieselben Wege gehen (sollten).
Eireeen
February 24, 2016 at 2:37 amHi Alice,
Stimmt, guter Punkt. Wir Menschen sind ja alle sehr verschieden. Für manche ist ein Beruf halt ein Beruf und das ist auch OK so. Wäre auch sehr langweilig, wenn wir alle gleich wären (dann gäbe es auch nichts zum drüber schreiben :)). Deinen Blog finde ich klasse, werde da mal öfter vorbeischauen!
Liebe Grüße
Irene
Inge
February 23, 2016 at 3:50 pmDu sprichst mir aus dem Herzen, dem Du übrigens immer folgen solltest! Ich bin fast doppelt so alt wie Du und lebe auch danach. Mit 3 Kindern und keinem geregelten Einkommen schaffen mein Mann und ich es trotzdem! Wir machen das was wir lieben freiberuflich. Viele meiner Generation können das nicht verstehen: Keinerlei Sicherheiten, kein Netz und kein doppelter Boden – aber eine große Freiheit. Ich möchte nie wieder zurück in meinen MBA-Bürojob, Unsicherheiten und Panikattacken hin oder her :-).
Es ist sogar ein Vorteil jetzt mit Ängsten und Unsicherheiten umgehen zu lernen. Denn die Strukturen und Sicherheiten, die wir gewöhnt sind werden meiner Meinung nach in dieser Form nicht in der Zukunft existieren.
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen guten Neustart!
Eireeen
February 24, 2016 at 2:44 amHallööchen Inge,
Danke für deinen Kommentar! Ich finde es klasse, dass du auch deinen eigenen Weg gehst! Ich kann es übrigens total nachvollziehen, was du meinst mit dem Druck und Stress…auch ein Grund warum ich umso happier bin, dass ich einen neuen Job angefangen habe 🙂
Viel Erfolg noch mit deinem eigenen Business und ich drück dir die Daumen für deine Zukunft!
Liebste Grüße
Irene
Kate
February 23, 2016 at 4:38 pmIch mache auch gerade einen starken Wandel durch, habe meinen Job sehr geliebt aber mich für MICH entschieden. Dafür wieder mehr Kreativität zu tanken und ein bisschen mehr auf mich selbst zu schauen. Ende März gehts dann nach Portugal, finde mich also ganz schön wieder hier auf deinem Blog 🙂
Freue mich schon auf neue Stories, lG Kathi
Eireeen
February 24, 2016 at 2:46 amHi Kate,
Ach ist das schön, es freut mich, dass du weißt wohin du willst und natürlich, dass dir mein Blog gefällt! Danke für deinen Kommentar! Uiii Portugal, das hört sich spannend an, was machst du denn da?
Liebste Grüße
Irene
Tanja
February 24, 2016 at 1:22 pmHey Irene,
großartig. Eine Kündigung, die nicht in die Welt hinaus führt, sondern zu anderen Überstunden, aber solchen, die sich hoffentlich lohnen, weil sie glücklich machen.
Ich bin gerade noch so Vertreter der Generation Y (Jahrgang 1980) und kann so gut verstehen was du meinst. Ich liebe mein Job und meine Aufgabe heiß und innig ebenso wie mein Blogprojekt.
All das führt dazu, dass ich eigentlich immer keine Zeit habe. Aber dafür Spaß und irgendwie dadurch doch Ponyhof.
Viel Erfolg im neuen Job!
Alles Liebe
Tanja
Eireeen
February 25, 2016 at 1:17 amHi Tanja,
Danke für deinen Kommentar!!! Hab mich mega gefreut 🙂 Ich verfolge deinen Blog auch schon des längeren! Schön, dass du auch das gefunden hast was du magst! Das ist soo wichtig…wie verbringen so viel Zeit am Arbeitszeit, dann ist doch auch klar, dass es Spaß machen muss!
Liebste Grüße
Irene
Katha
March 31, 2016 at 7:51 amHeeey liebe Irene,
ich bin eben zufällig auf Deinem Blog gelandet – und total begeisterst! Ich habe mich direkt in deine Worte verliebt! Du hast ja soo Recht *-*
Ich befinde mich gerade in einer ähnlichen Situation, habe gekündigt und versuche etwas Neues-etwas ganz Anderes! 🙂
Ich finde deine Einstellung wunderbar-es gibt echt so viele Menschen die das nicht begreifen können, aber ich finde Du hast einfach nur Recht! Wir haben nur dieses Leben und sollten das tun was uns glücklich macht! Du machst alles richtig.
Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute für deine spannende Zukunft! 🙂
Liebste Grüße, Katha
Eireeen
April 3, 2016 at 2:45 pmHi Katha,
Hab vielen lieben Dank!!! Freut mich tierisch, dass dir mein Blog gefällt! Ja, bei dem Beitrag hab ich mir aus der Seele geschrieben. War sooo lange in dem Job, der eigentlich nichts für mich war! Ich freue mich auf jeden fall für dich, dass du dich da auch aus deiner bequemen Zone gewagt hast!! Ich wünsch dir ganz viel Glück und Erfolg für den neuen Job, aber bin mir sicher, wenn du mit dem Herzen dabei bist, dann klappt das <3
Liebe Grüße
Irene
Stefanie Krause
August 16, 2018 at 6:25 amHallo Irene,
ich bin grad mitten drin in dieser Phase. Ich habe auch gekündigt, weil der Job mir nicht gut getan hat und sich meine Seele nach einem anderen Bereich sehnt. Ich habe mich oft gefragt, ob meine Sehnsucht nur eine Phase der Einbildung ist, aber nein. Sie ist es nicht. Klar plagt mich die Unsicherheit, was wird, was kommt, geht alles gut. Doch ist sie noch so groß, weiß ich zurück geh ich niemals mehr. Vorwärts geht’s und auch wenn ich nicht gleich beim ersten Mal das richtige finde, dann versuch ich es immer wieder….Bis ich angekommen bin…..Und mein Glück genießen darf. In diesem Sinne sage auch ich, habt den Mut euch zu verwirklichen, egal was andere sagen, probiert es, geht raus und zeigt euch der Welt. Jeder hat seine besondere Aufgabe ganz liebe Grüße Steffi ☀
Irene
August 18, 2018 at 10:23 pmHi Stefanie,
AMEN zu deinen inspirierenden Worten – ich stimme dir voll und ganz zu 🙂 Erfolg ist nicht linear, aber ein auf und mit Rückschritten und auch mega Fortschritten. Das ist das schöne am Leben – ein Rollercoaster-Ride der Gefühle 🙂
LG