Okay, first things first.
Ich habe keine direkten Erfahrungen mit dem Dating in Kanada gemacht. Ich bin seit über 5 Jahren in einer Beziehung.
Dafür habe ich unzähligen Kanadischen Freundinnen über die letzten 4 Jahren hinweg eine Schulter, ein Ohr und ein Herz geliehen zum Trost spenden und füreinander dasein. Dabei habe ich die verrücktesten Geschichten mitbekommen, so wie die Tücken der dating Welt in Kanada.
Und jedes Mal, wenn sie mir davon erzählten, wunderte ich mich immer wieder. Die Deutschen Männer sind irgendwie schon anders.
Zu erst einmal musst du wissen, dass es in Kanda nicht gleich heißt, dass ihr zusammen seid, wenn ihr extrem viel Zeit miteinander verbringt, ihr romantische Verabredungen habt oder ihr euch küsst und eventuell mehr passiert. Das bedeutet alles nicht das, was man eventuell annehmen würde.
In Kanda ist dating ein wenig komplizierter. Es gibt verschieden Schritte, Schichten und alles ist irgendwie ein wenig komplexer als ich es aus Deutschland kenne.
Wie funktioniert das Dating in Kanada?
Es gibt in Kanada 3 Phasen bevor man wirklich zusammen ist. Die erste Phase heißt “Seeing each other”, dann kommt die Steigerung “Seeing each other exclusively”, danach kommt “Dating.”
“Seeing each other”
Wie das Wort schon sagt, man sieht sich. Hin und wieder oder auch relativ regelmäßig. Aber es kann durch aus sein, dass man auch andere Menschen sieht und mit ihnen rumhängt oder auch mehr passiert. Da kann es schon mal vorkommen, dass du stehen gelassen wirst, weil er lieber die Ashley sehen will. Das würde er dir aber nicht sagen, im Gegenteil, er würde einfach behaupten, dass was “dazwischen gekommen ist.”
In dieser Phase erzählt man seine Story, wer man ist, was man so erlebt hat und versucht sich best möglich zu verkaufen. Kann auch sein, dass du deine Story mehrfach und immer wieder erzählen musst, weil du dir Optionen offen halten willst und andere Männer triffst.
“Seeing each other exclusively”
Es gibt aber auch eine Steigerung. Heißt man sieht sich locker weg, aber nur sich. Es gibt keine anderen Frauen oder Männer, die mit im Rennen sind. Nichts desto trotz heißt es nicht, dass man es richtig ernst mit dem Anderen meint. Sprich man sieht sich jetzt erstmal, aber man weiß noch nicht so richtig, ob man Sleep Overs macht oder die Zahnbürste in seinem Bad liegen lassen darf. Man wird auch in dieser Phase wahrscheinlich nicht die Eltern kennenlernen oder gute Freunde. Man wird auch wahrscheinlich nicht zusammen in den Urlaub fliegen. Das kommt dann immer drauf an, wer er ist.
Aber im Grunde genommen ist das hier erst einmal die Testphase bevor es dann ernst wird.
“Dating”
Wenn du die ersten Level bestanden hast, kann es sein, dass du in das Finale kommst. Hier heißt es Jeanshose aus und Sweatpants on. Das ist die Phase in der du dich zeigen kannst. Kein Makeup – kein Problem. Ich persönlich stecke schon seit gut 4,5 Jahren in dieser Phase und liebe sie.
Warum ist das Dating in Kanada so komplex im Vergleich zu Deutschland?
Was mich aber am meisten verwundert sind nicht unbedingt die verschiedenen Phasen. Obwohl sie mich definitiv verwirren. Von damals kenn ich das so, dass man entweder zusammen ist oder halt nicht. Und wenn man nicht zusammen ist, aber dennoch Spaß haben will, then let’s be friends with benefits.
Kanadische Mentalität
In Deutschland gibt es dieses entweder oder, Schwarz oder Weiß, während es in Kanada viele Grauzonen gibt und Regeln drumherum. Da liebe ich ja die Deutsche Mentalität und Direktheit. Man will seine Zeit nicht verschwenden und man weiß eigentlich immer recht schnell woran man ist.
In Kanada sträubt man sich vor der Direktheit. Keiner sagt hier einem die wahre Meinung, außer sie ist kommunikativ wunderschön verpackt. Was dann wiederum dazu führt, dass du verwirrt wirst. Denn heißt das jetzt, dass er nicht will oder dass er es selbst nicht weiß? Vielleicht bist du ja die Einzige, die im helfen und sogar retten kann vor ihm selbst?
Und zack.
Du bist in der Gedankenschleife gefangen und drehst dich im Kreis. Warum? Weil sie hier in Kanada einfach nicht direkt kommunizieren können.
Männer in Toronto sind unentschlossen
Zu Zeiten von Tinder und Bumble in der Großstadt, sind Männer so wie Frauen von den Angeboten überfordert. Anders als auf dem Dorf, wo man jedem beim Namen kennt, ist es in der Stadt schon komplizierter.
Mit mehr Angebot, denkt man sich auch, dass man eventuell noch eine bessere Option vor sich hat und somit will man sich nicht mehr auf eine Person konzentrieren.
Was aber dann passiert ist, dass man anfängt einem Ideal hinterher zujagen und im Endeffekt nie glücklich wird.
Immer nach dem besseren streben ohne sich wirklich auf eine Person einzulassen führt dazu, dass man sich auf keinem mehr richtig einlässt.
Und so fliegt man von einer oberflächlichen Beziehung zur nächsten und verletzt Menschen auf dem Weg von A nach B, die eventuell der oder die Eine hätte sein können.
Love ist nicht gleich Liebe in Kanada
Eines meiner Lieblingsthemen, wenn es um die Kultur in Kanada geht.
Die Kanadier LIEBEN alles.
Sie lieben Pizza, sie lieben die fremde Person, mit der sie einmal ein gutes Gespräch auf einer Party hatten, sie lieben die ripped Mom-Jeans, die ihre Arbeitskollegin an hat und ach ja, sie lieben ihre Eltern und auch den Freund oder die beste Freundin.
In Kanada gibt es nämlich keinen Unterschied zwischen dem lieben, dem dich lieb haben und mögen oder richtig gut finden. Es gibt immer nur dieses absolute Wort.
Dementsprechend war ich sehr verwirrt als mir meine Freundin beim Abschied zum ersten Mal lässig ins Ort geflüstert hat, dass sie mich liebt. Sehr verwirrt.
Sie gehen mit dem Wort Liebe so unbesorgt um, so bedeutungslos, dass du dich nicht wundern solltest, wenn er es zu dir sagt, aber insgeheim eigentlich gar nicht so meint. Wie auch? Wenn sie nicht wirklich gelernt haben was das Wort wirklich echt bedeutet.
Im Deutschen finde ich, dass der Satz: “Ich liebe dich” viel mehr Gewicht hat. Es bedeutet noch wirklich was und man schmeißt das Wort nicht wahllos um sich herum. Ich sage zu meiner Freundin nicht, wenn wir uns verabschieden, “Ich liebe dich” – Gott, wie awkward.
Alles ist eine große Sache in Kanada
Vielleicht ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber die Kanadier machen ein unheimliches Tam Tam um die einfachsten Sachen.
Zum Beispiel, wenn es darum geht zusammenzuziehen oder sich einen Hund zu besorgen. Dann wird das diskutiert, abgeschätzt mit Freundinnen besprochen und der Familienrat wird zu Beratung bezogen. Man denkt drüber nach und noch mal drüber nach. Es ist ja schließlich eine lebenswichtige Entscheidung. Nicht.
Und bevor man sich versieht macht man so eine große Sache daraus, dass man sich am Ende nicht mehr traut, weil es ja schließlich um Leben und Tod geht. Und alle sind ganz frustriert, stellen die Beziehung in Frage und wissen nicht mehr weiter.
Ich kenne das so nicht.
Ja klar, es ist eine große Entscheidung, aber dann probiert man es einfach aus und wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Vielleicht sollte man wen man liebt mit mehr Gewicht betrachten und was man mit der Person dann macht mit mehr Leichtigkeit.
Die Prioritäten scheinen verdreht zu sein. Wenn man sich einfach mehr auf eine Person einlassen würde und es wirklich ganz aufrichtig versuchen würde, dann verspreche ich dir, würde alles andere viel leichter fallen.
Zusammenziehen? Kein Thema. Ich kenn die Person ja und vertraue, dass wir das schon hinkriegen. Ich muss nichts überdenken.
Fazit für’s Dating in Kanada als Deutsche?
Stay strong. Die Mentalitäten sind schon sehr verschieden, aber wenn du weißt was du willst und du immer direkt und offen kommunizierst, kommst du immer als die bessere Person raus. Spielchen spielen ist anstrengend und reserviert für nicht authentische Menschen.
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