Ein typisch Kanadisches Wochenende. So war das als wir letztes Jahr um Thanksgiving herum in den Algponquin Provincial Park gefahren sind, um den Indian Summer von seiner schönsten Seiten zu sehen.
Ich hatte schon viel davon gehört, aber so eine richtige Vorstellung hatte ich davon nicht.
Was ist der Indian Summer?
Es ist eine bestimmte Jahreszeit hier in Kanada (September bis November), die die Blätter der Bäume in ganz bestimmten Farben verfärbt.
Was hinter der Verfärbung steckt? Die natürliche Vorbereitung auf den Winter. Denn in dieser Zeit werden die Nährstoffe aus den Blättern in die Äste des Baumes gelagert. Wir kennen das auch aus Deutschland – so ist es jetzt nicht. Aber dennoch; die Verfärbung der Blätter in Kanada sind ganz besonders intensiv durch das extreme nördliche Klima und die hohe Zuckerkonzentration in den Blättern.
Wenn es dich im Herbst hierher verschlägt, darfst du den Indian Summer im Backcountry nicht verpassen.
Was ist der Algonquin Provincial Park?
Der Park ist mit seinen 7.653 km2 ein ganz schöner Riese. Es gibt im Park zwei Eingangsbereiche. Um reinzukommen brauchst du einen Tagespass, der ca. $17 kostet. Mit dem Pass hast du dann Zugang zu allen Wanderwegen.
Insgesamt gibt es 14 verschiedene Wanderwege mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und Dauer. Ich muss aber sagen, dass die Angaben oft sehr konservativ sind, und wir die Wege eigentlich jedes Mal viel schneller geschafft haben als es angegeben war. Also lass dich nicht abschrecken, wenn ein Wanderweg 3 Stunden dauert, dann dauert er wirklich (im guten Schritttempo) nur 2 Stunden.
Was ist das besondere am Algonquin Provincial Park?
An allen Wanderwegen kannst du dir einen kleinen Guide mitnehmen. Wenn du dann los gehst findest du auf dem Weg nummerierte Pfosten, die dann mit dem Guide korrespondieren. So kannst du an jeder Station geschichtliche Hintergrundinformationen erfahren und er erklärt dir dann auf was du gerade schaust.
An einer Stelle hat der Guide uns dann erklärt warum Bieber Dämme bauen. Ich hatte ja keine Ahnung and it blew my mind! Es wurden wissenschaftliche Tests gemacht und bestätigt, dass Bieber ihrem Hörsinn nach Dämme bauen. Wenn sie also fließendes oder rauschendes Wasser hören müssen sie ran da und bauen. Ich hatte keine Ahnung und mit dem Wissen kann ich bestimmt irgendwann mal glänzen.
Was auch besonders ist, dass es noch Ruinen im Algonquin Park gibt, die du dir anschauen kannst. Auf dem Booth’s Rock Trail gibt es Überbleibsel einer Eisenbahn.
Eine Eisenbahn mitten im Wald?
Kanada war in früheren Zeiten bekannt für sein Holz. Und so wurde damals extrem viel mit Holz als Rohstoff gehandelt. Der Wald selbst ist weniger als 100 Jahre alt, da ein Großteil der Holzindustrie zum Opfer gefallen ist.
Du kannst den Algonquin Park das Ganze Jahr über besuchen. Ich selbst war jetzt im Frühling und letztes Jahr im Herbst da. Winter würde ich auch noch gerne mal machen.
Im Winter kannst du bei 80 cm Schneehöhe in Schneeshuhen wandern gehen oder Hundeschlitten fahren.
Im Sommer kannst du dann das übliche machen, wie Kanu fahren, schwimmen und ganz viel wandern.
Welche Unterkünfte gibt es in der Nähe?
Um ehrlich zu sein erwärmt sich mein Herz bei dem Gedanken an unsere Unterkunft. Das hatte ich so schon lange nicht mehr. Meine absolute Empfehlung ist deshalb das Wolf Den Nature Hostel. Du kannst dir dort entweder eine eigene Private Hütte mieten oder halt im Schlafsaal mit mehreren Leuten a lá Hostel-style pennen. Ist natürlich günstiger und um ehrlich zu sein überhaupt kein Thema, wenn man bedenkt, dass du den ganzen Tag eh unterwegs bist.
Das Wolf Den hat ein Haupthaus und ist umringt von zwei größeren Gasthäusern mit Schlafsälen und von kleinen privaten Hütten. Dazu gibt es ein Haus mit Duschen und Waschbecken für Zähne putzen unter dem Sternenhimmel und ein Haupthaus mit großer Küche und Gemeinschaftsbereich.
Die Unterkunft ist geleitet von einer unheimlich sympathischen kleinen Familie mit extrem spannender Geschichte. Beide haben sich damals als Mitarbeiter der Europäischen Kommission kennengelernt. Jack, der Herr des Hauses, hat schon in Afghanistan und Tadschikistan gelebt und war dort für Hilfsorganisationen unterwegs. Er hat super spannende Geschichten zu erzählen. Abends wird dann oft das Lagerfeuer angeschmissen und man kann sich dann Marshmallows am Feuer schmelzen lassen. Eine echt Kanadische Erfahrung.
Muss ich ein Auto mieten?
Es fahren Busse von Toronto aus in den Park, aber nur zur Hochsaison. Mach dich auf jeden Fall vorher schlau. Generell würde ich dir aber raten, dass du dir ein Auto mietest. Das macht freier und unabhängiger.
Im Park selbst gibt es keine Shuttle Busse und du musst dann schauen wie du an die einzelnen Wanderwege kommst.
Wir haben aber auch ein Mädchen getroffen, dass von dem Hostel aus per Anhalter zu den einzelnen Wanderwege gefahren ist. Es ist also möglich auch ohne Auto klar zu kommen.
Welche Tierwelt erwartet mich?
Ich muss ehrlich sagen wir haben keine einzigen großen Tiere sehen können. Nur die Steifen- oder Eichhörnchen.
Keine Bären und keine Elche. Aber man sagt, dass die Gegend vor allem bekannt ist für Schwarzbären. Also immer schön die Augen aufhalten.
Was sind die besten Wanderwege?
Eigentlich sind alle 14 Wanderwege total schön jede auf die eigene Art und Weise. Es kommt echt auf dich an und worauf du Lust hast. Ich schlag dir mal hier drei Wanderwege vor, die mir besonders gefallen haben.
Centennial Ridges, Dauer 6 Stunden, Schwierigkeitsgrad 3/3
Das war DER ideale Wanderweg, um die volle Blüte des Indian Summers zu erfahren. 10 km lang und mit verschiedenen Aussichtspunkten versehen: Tief blaue Seen, grüne Inseln und Wälder in verschiedensten Farbtönen. Der Weg ist abwechslungsreich was den Aufstieg definitiv erträglicher macht.
Track and Tower, Dauer 4 Stunden, Schwierigkeitsgrad 3/3
12 verschiedene Stationen erwarten dich dort mit verschiedenen Aussichtspunkten. Das besondere an diesem Wanderweg ist, dass du die alten Brückenüberreste sehen kannst. Die Brücke war im 19. Jahrhundert wichtiges Transportmittel, um das Holz abzutransportieren.
Booth’s Rock, Dauer 3 Stunden, Schwierigkeitsgrad 3/3
Dieser Weg führt dich zurück in die Vergangenheit. Auf dem 5,1 km langem Weg werden dir verschiedene Ruinen begegnen wie zum Beispiel die Eisenbahn und ein Herrenhaus.
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