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Achtsamkeit

F*ck it! Mach dein Ding! 5 Ausreden, die keine sind!

Ich habe in letzter Zeit viel positives Feedback zu meinem Blog bekommen und zu meinen Reisen (fettes Dankeschön an euch an dieser Stelle). Gerade auch Sätze wie „Du bist so mutig“ oder „Respekt, dass du dein eigenes Ding machst“ haben mich zu diesem Artikel gebracht. Ich war natürlich super gerührt und beflügelt über die positiven Rückmeldungen, aber gleichzeitig hat mich eine Sache auch traurig gemacht. Und zwar der immer wiederkehrender Satz „Ich würde das auch gerne machen, aber (…)“.

Aber was?

Ich denke euer innerer Schweinehund steht euch im Weg. Ich glaube in jedem von euch steckt die Mutige, die Reiselustige oder der Abenteurer, ihr habt nur Angst es auszuleben. Ich glaube ihr könnt da auch in erster Linie nicht wirklich was für. Ich meine die meisten, die in Deutschland aufgewachsen sind, brauchen Sicherheit mehr als Ungewissheit. Sie brauchen Pläne, anstatt sich mal treiben zu lassen. Dafür können wir erst mal nichts, da wir so von unseren Eltern und der Gesellschaft erzogen worden sind. In dieser Ecke der Welt spielt der Lebenslauf und die Karriereleiter nun einmal eine größere Rolle als die Selbstverwirklichung und Glückseligkeit. Eine Lücke im Lebenslauf? „Das geht gar nicht!“, denkt ihr euch. Aber ich sage „und ob das geht!“ Wenn nicht jetzt wann dann?

Zunächst einmal müsst ihr wissen, dass ich genauso war. Was an sich nicht schlimm ist! Es wird nur schlimm, wenn das eigene Glück darunter leidet. Mit 21 Jahren hatte ich den perfekten Lebenslauf erlangt. Oder besser gesagt, den typisch deutschen Lebenslauf. Mein Abitur gemacht, sofort eine Ausbildung zur Industriekauffrau mit Besten-Ehrung abgelegt, um im Anschluss studieren zu gehen. Aber selbst der Weg zum Studium war nicht leicht. Erzogen durch eine strenge und vom Kommunismus geprägte Hand, habe ich mich gegen den Willen meines Vaters gestellt und bin studieren gegangen. Denn selbst studieren war für ihn eine dumme Flause im Kopf. Was für ihn und seine Generation zählte war harte Arbeit und Geld verdienen (extrem konservativ halt).

„Du wirst doch eh danach Arbeitslos sein!“, waren seine Worte. Wie ihr seht hat er nicht wirklich an mich geglaubt. Nichts desto trotz habe ich mich an dem besagten Abend am Küchentisch (klassische Szene eines Familienrats) aufgesetzt und mit ruhiger Stimme gesagt „Ich werde tun was ich will. Ich bin Alt genug und werde so oder so gehen und brauche deine Unterstützung nicht!“. An dieser Stelle muss ich meinen unendlichen Dank an das deutsche Fördersystem bekennen und an BAföG, auch wenn wir es nicht immer leicht miteinander hatten.

Dann im Studium in Holland habe ich mich entscheidend verändert. Eher unbewusst als bewusst. Ich habe so viele spannende Menschen getroffen, die mich inspiriert haben „meinen Weg zu gehen“. Man kann sagen die Geschichten der anderen haben meinen eigenen Horizont erweitert.

In der Zeit habe ich meine Angst vollkommen abgelegt und wollte mich selbst herausfordern. Bin dann auch das erste Mal während den Semesterferien in Kalifornien backpacken gewesen. Alleine versteht sich. Und ich kam wieder als Irene 2.0 🙂 So war zumindest mein Gefühl. Mehr Selbstbewusstsein und natürlich auch noch hungriger auf neue Abenteuer und andere Länder. Aber vor allem war ich gelassener als zuvor. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer schon irgendwie weiter gehen wird. Egal was kommt, man kann nur an seinen Herausforderungen wachsen.

Dementsprechend kann man sagen, dass ich mich gegen meinen inneren Schweinehund und der Angst zum ersten Mal gewehrt habe, als ich meinem Vater die Stirn bot. Dann natürlich auch als ich mich dann entschieden habe alleine reisen zu gehen. Und ich kann euch sagen, das war das Beste was ich tun konnte! Besser als jeder lückenloser Lebenslauf.

Seit dem bin ich immer mehr gereist und habe auch nach meinem Studium erst einmal eine Pause eingelegt, um die Welt zu erkunden. Ein weiteres Mal habe ich den Normen der Gesellschaft den Rücken zugekehrt, als ich vor kurzem meinen Job als Project Manager in einer PR und Event Agentur hier in Berlin gekündigt habe, um nach Kanada zu gehen.

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Was ich eigentlich sagen will ist, dass ich auch früher Angst hatte, genau wie ihr, und ein Sklave meines Schweinehunds und der sicherheitssüchtigen Gesellschaft war. Ich habe Ausreden gesucht, um meine damalige Situation zu rechtfertigen. Aber ich sag euch, es sind nur Ausreden. Keine wirklichen Gründe. Schaut selbst…

Ausrede #1
„Ich würde ja gerne, aber habe nicht genug Geld für eine Reise“

Schwachsinn. Over and Out. Nicht genug Geld? Natürlich kommt es auf deine Erwartungen an, aber wenn du mit einem einfachen Leben zufrieden bist, befreit von jeglichem Schnickschnack, dann geht das locker. Pack deinen Rucksack und flieg zum Beispiel nach Thailand. Ich war über einen Monat dort und habe ein gutes Leben für 600 EUR all in (Transport, Aktivitäten, Unterkunft, Verpflegung) geführt. Die Kostenintensivste Position ist der Flug mit 400-500 EUR.
Allgemein bin ich der Meinung, dass man es locker schafft Geld an die Seite zu legen, wenn man nur will. Es gibt doch auch dieses Phänomen: Je mehr ich verdiene, um so weniger habe ich davon. Denn je mehr wir verdienen, desto mehr geben wir auch aus. Man gönnt sich mehr und der Rubel rollt (Zu diesem Thema habe ich auch einen Artikel verfasst. Hier der Link).
Aber lasst uns doch diesen Teufelskreis durchbrechen, in dem wir uns nicht am Konsumwahn ergötzen, stattdessen legen wir das Geld für unsere Träume an die Seite. Denn nach wie vor ist das Geld leider schon ein wichtiger Indikator, um seine Träume zu verwirklichen und das wird es wohl noch lange sein, außer wir wechseln wieder zum guten alten Tauschgeschäft über.

Zu dem gibt es überall die verschiedensten Möglichkeiten langfristig zu reisen und gleichzeitig nicht an das Geld denken zu müssen. Hier mal ein paar Stichworte:

    • Work for Accomodation
    • WWOOFing
    • Gumtree
    • Couchsurfing
    • Englisch Lehrer

Ausrede #2
„Ich würde ja gerne, aber mir werden meine Freunde und Familie zu sehr fehlen“

Werd’ erwachsen! Sorry, aber wenn du erst Mal unterwegs bist, lernst du so tolle Menschen kennen und machst unglaubliche Freundschaften, die der deiner langjährigen Freundschaften gleichen, wenn nicht sogar diese übertrumpfen. Ich habe die besten Seelen auf meinen Reisen kennengelernt, mit denen ich bis jetzt im ständigen Kontakt stehe.
Was die Familie angeht, haben sich die Verbindungen nur verstärkt. Wenn man erst einmal los ist, dann weiß man seine Familie noch mehr zu schätzen und sie dich auch. Das ist ein Gefühl dem du dich verschließt, wenn du solche Ausreden benutzt. Du und deine Familie und die Gefühle füreinander werden durch reisen nur intensiviert und gestärkt.
Freunde? Hast du dich nicht schon mal gefragt: „Wer sind meine wahren Freunde?“ Ich sage dir, wenn du erst einmal das Nest und deinen Heimatort verlässt, kristallisieren sich die wahren Freunde heraus. Die, die immer noch Interesse an dir haben, obwohl du nicht physikalisch sichtbar bist. Natürlich ist das auch ein schmerzhafter Prozess, aber aus meinem früheren Leben habe ich heut nur noch weniger als eine Handvoll Freunde, und diese sind wirklich echt. Qualität geht über Quantität. Dazu habe ich unglaubliche Freundschaften aus den verschiedensten Ländern geschlossen.

Ausrede #3
„Ich würde ja gerne, aber ich hab den Mut nicht dazu.“

Kennt ihr diese Stories über Menschen, die in Notsituationen auf einmal ein ganzes Auto anheben können, um eine andere Person zu retten? Dieser kleine Hulk steckt in allen von uns. Glaub mir, als ich damals in das Flugzeug nach Thailand gestiegen bin hatte ich richtig schiss. Gedanke wie „Oh mein Gott was machst du hier??“ oder „Willst du das wirklich?“ haben mich zunächst begleitet auf dem Weg zu meinem Ziel. Aber wie ich schon vorhin gesagt habe „Man wächst an seinen Herausforderungen!“. Und diese Angstwelle verging dann auch schnell wieder. Sobald wir in der Situation drin sind, ist sie nicht mehr Ungewiss. Denn die Ungewissheit ist der Grund für unsere Angst. Durch die Ungewissheit geht dann auch schon mal unsere Fantasie mit uns durch mit ihren wiederkehrenden „Was ist, wenn (…)“ Szenarien. Im Nachhinein denke ich mir nur: “Warum habe ich mich eigentlich so kirre gemacht”.

Ausrede #4
„Ich würde ja gerne, aber was ist mit danach?“

Sche*ß drauf. Was soll schon mit danach sein? Wer zum Teufel plant sein ganzes Leben 3 oder wer weiß wie viele Jahre im Voraus durch? Niemand. Was soll danach sein, sehe ich doch nur, wenn ich erst im „danach“ ankomme. Was jetzt ist, das zählt. Wir Menschen machen uns unser Leben so schwer, in dem wir uns entweder zu viel in der Vergangenheit befinden: „Ich bin immer noch verletzt/ sauer/ enttäuscht, weil du mir damals weh getan hast.“ oder zu viel in der Zukunft: „Ich muss mit 30 verheiratet sein, sonst (…).“ Was zählt für mich ist, dass ich jetzt los will. Ich will jetzt mein Leben in die Hand nehmen und mich in ein neues Abenteuer stürzen. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen und du sicher auch nicht, also werden wir im „danach“ schon eine Lösung finden, wenn es so weit ist. 😉

Ausrede #5
„Ich würde ja gerne, aber ich habe zu viel hier, dass ich nicht los lassen kann“

Als ich meiner Freundin verkündet habe, dass ich bald nach Kanada gehe war ihre erste Reaktion „löst ihr eure Wohnung komplett auf?? Und was macht ihr mit all euren Sachen und Möbeln?“. Also wirklich. Dazu muss ich nicht viel sagen, oder? Das sind alles Dinge. Versteht ihr? Dinge! Materialismus von dem ich eh nicht so viel halte. Habt ihr schon einmal daran gedacht, dass euch diese Dinge wie Einbauküche, Auto, Bett, etc. einfach nur ‚fest halten’ oder besser gesagt fest ketten? Vielleicht aber auch, kommen euch diese Dinge gelegen und ihr benutzt sie gerne als Ausreden, um sich selbst zu behaupten und sich selbst einzureden, dass ihr kein bisschen neidisch auf mich seid und dass ihr nicht auch gerne mal los wollt? Eine Art Schutzschild quasi.
Alles was ich dazu sagen kann ist, dass solche Dinge ersetzbar sind, die Erfahrungen aber, die wir kreieren, wenn wir mal unser Ding machen, sind unbezahlbar und noch wichtiger – unersetzbar.

Ich weiß natürlich, dass einige Situationen so eine einfache Aushebelung gar nicht zu lassen können aufgrund der Komplexität der Situation, in der ihr drin steckt. Dennoch will ich euch nur ein bisschen schubsen und vielleicht auch inspirieren die Dinge einfacher zu sehen und sich nicht zu viele Gedanken zu machen.

Mit anderen Worten, macht euer Ding! Traut euch! Euer Zukunfts-Ich wird es euch danken! Ihr müsst euch nur einmal aus eurer Komfortzone wagen und grundsätzlich nicht auf den Kopf gefallen sein, dann schafft ihr das auch locker!

Ich hoffe dieser Artikel regt euch zum Nachdenken an und vor allem hoffe ich, dass er in euch den Reiselustigen oder die Mutige inspiriert!

Bis dann,
Eure Eireeen

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8 Comments

  • Reply
    Jessi
    March 15, 2015 at 8:44 pm

    !!! WAHRE WORTE!!! Sprichst mir da so aus der Seele!
    Genau das ist es was die Leute so unglücklich macht … die fucking Ausreden (das traurige daran ist, dass die meisten es aber selber nicht verstehen KÖNNEN, ohne es ausprobiert zu haben) .. good for you! You go girl! 😛

    (p.s. Der Anfang klingt etwas ordentlich von oben herab geschrieben … fall da mal nicht auf die Schnauze mit 😛 )

    • Reply
      eireeen
      March 15, 2015 at 9:04 pm

      Hi jessi! Danke für deinen Kommentar! Ich wollte natürlich nicht arrogant wirken! Sorry, wenn es so rüberkommt! 🙂

  • Reply
    Jana
    March 15, 2015 at 11:33 pm

    Ireni <3 Es ist jedes Mal schön deine Blog Posts zu lesen, weil ich dann immer das Gefühl habe du sitzt gerade vor mir und erzählst mir von deinen Gedanken! Wie du weißt sind wir beide was das angeht sehr gleichgesinnt und ich fand deinen Post sehr inspirierend! Ich vermisse Dich! xxxxx Jana

    • Reply
      eireeen
      March 16, 2015 at 12:45 am

      Jana! Meine Liebste <3 Jaaaa, so soll es auch rüber kommen! Freut mich, dass es dir gefallen hat!! Danke!!! 🙂 Ich vermiss dich auch meine Liebe! Kussi <3

  • Reply
    Jeanette
    March 21, 2015 at 9:45 pm

    Ein toller Artikel voller Herzblut und Begeisterung. Liebe Eireeen, wenn man deine Zeile liest, möchte man im Nu die Koffer packen und mit dir auf Reisen gehen. Man möchte die Abende mit dir am Lagerfeuer ausklingen lassen und deinen Geschichten lauschen und mit dir zusammen Abenteuer erleben. Behalte dir deinen Mut und deine Abenteuerlust bei.

    Liebe Grüße
    Jeanette 🙂 🙂

  • Reply
    eireeen
    March 22, 2015 at 12:17 am

    Liebe Jeanette,

    hab vielen lieben Dank für dein warmen Worte! Ich hoffe wirklich, dass ich den einen oder anderen mit meinen Reisen inspirieren kann aus sich heraus zu kommen 🙂 Und wer weiß, vielleicht haben wir wirklich mal eine Chance zusammen am Lagerfeuer zu sitzen und uns gegenseitig unsere Geschichten zu erzählen! <3

    Liebste Grüße
    Eireeen

  • Reply
    Der Moment der Wahrheit (…) und dann hab ich alles hingeschmissen und gesagt, “Wenn nicht jetzt, wann dann?” | The Black Hoodie Blog
    April 9, 2015 at 12:53 pm

    […] um sich selbst zu rechtfertigen. Zu dem Thema habe ich auch einen Artikel verfasst, den findet ihr hier. Damit keine Missverständnisse entstehen. Ich habe meinen Job und das Team um mich herum geliebt […]

  • Reply
    “Ich funktioniere am besten frei” – ein Interview mit einer Youtuberin | The Black Hoodie Blog
    May 14, 2015 at 3:21 am

    […] das Wort zum Sonntag (ehhh Donnerstag)! “Ich wollte ja eigentlich immer, aber (…)” – lass das nie zu einen Satz werden, den du dir selbst sagen musst, um dich zu […]

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