In genau 6 Tagen geht es los. Dann bin ich weg. Dann bin ich in Kanada. Und wisst ihr was? Let’s face it – ich habe sche*ss Angst. Das was viele Backpacker, Fernsüchtige und Nomaden nicht so oft Preis geben zwischen Packlisten, „Must-Sees“ und den tollsten Routen ist die Angst, die das Reisen so mit sich bringt. Oder besser gesagt das Weggehen so mit sich bringt.
Ich weiß man liest eigentlich immer nur Positives über das Reisen. Wie man sich weiterentwickelt, wie man seine Persönlichkeit dadurch stärkt und Selbstbewusstsein schafft. Einfach wie man zum Überlebenstalent wird. Und wie man am besten einzigartige Momente kreiert. Dazu zähle ich mich ja auch. Ich finde es klasse wie das Weggehen mich verändert und weiterentwickelt hat. Man spricht quasi gerne über die sogenannte Lernzone. Die Zone, in der die magischen Momente passieren, von der immer alle sprechen. Aber kaum einer spricht von der Panikzone, die Zone, in der man Angst vor dem Schritt hat seine Komfortzone zu verlassen. Aber bevor ich weiter rede, hier eine kurze Definitionserklärung. Seht mal her.
Worüber rede ich eigentlich?
Komfortzone
Die Komfortzone ist die Zone, die die gewohnte Umgebung darstellt. Dabei ist es egal, ob sie uns angenehm ist oder nicht. Hauptsache es liegt im Bereich der Kontrolle des einzelnen und ist bekannt. Mit anderen Worten die Komfortzone ist der Stau, in dem wir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit stecken, die Komfortzone ist der angep*sste Chef, weil du eine Deadline/ ein Umsatzziel nicht erfüllen konntest, die Komfortzone ist aber auch die Freundin/ der Freund, die/der auf dich zu Hause wartet oder auch die Familie. Sie ist quasi deine Routine.
Panikzone
Wie in einem Horrorfilm, herrscht hier die pure Angst. Gedanken quälen uns immer wieder mit den selben Fragen: Was ist, wenn es schief geht? Geh da bloß nicht hin! Was werden die anderen über mich denken? Es ist einfach die Angst vor dem Ungewissen.
Lernzone
Hier wird es spannend. Die Lernzone kann im Umkehrschluss quasi alles sein, was neu für uns ist. Eine neue Sprache erlernen oder ein neuer Kunde, den man betreut. Aber auch neue Länder, die man erkundet. Hier passiert es. Hier verändern wir uns. Hier streichen wir die Routine und leben uns und unsere Träume, Wünsche und Pläne aus. Besonders die Menschen, die schon einmal hier waren, vor allem durch die Erfüllung von Reisen und Sehnsüchten, möchten hierher immer wieder zurück oder diese Zone am liebsten nie verlassen.
So wie ich es eben schon erwähnt habe, die Mehrheit spricht immer von dieser Zone und was für Vorteile sie einem in persönlicher Hinsicht bringt. Ich finde es aber ein wenig schade, dass über die Angstzone nicht so oft gesprochen wird – der Angst vor’m Loslassen.
Angst vor was?
Man hat einfach Angst vor so einer Reise (Side Note: Ich spreche hier natürlich nicht von dem Pauschalurlaub) und zwar hat man wie schon gesagt am meisten Angst vor dem Ungewissen. Was erwartet mich? Wie ist es auf der anderen Seite des Globus? Wie sind die Leute wohl? Finde ich schnell Anschluss? Reicht das Geld? Hoffentlich entführt mich niemand (Meine Theatralische Seite lässt grüßen).
Aber vor allem hat man Angst das Bekannte hinter sich zulassen. Seine Freunde nicht mehr wiederzusehen und seine Familie zu sehr zu vermissen.
Es kommt aber noch einmal schlimmer, wenn es keine Reise ist. Denn dieses Mal ist es nicht nur das Reisen was ich mir vorgenommen habe, diesmal ist es noch ein Stückchen mehr als das. Ich gehe nach Kanada natürlich vorrangig, um das Land zu erkunden. Aber ich gehe auch dort hin, um mich arbeitstechnisch weiterzuentwickeln. Mit anderen Worten ich versuche gerade meine Fernsucht und die Lust auf etwas Neues zu stillen und dabei gleichzeitig wie die Eltern das immer so schön sagten „was für mein späteres Leben tun“. Das macht natürlich auch Druck. Nur das Reisen ist im Vergleich zu einem Existenzaufbau was ganz anderes.
Ich habe Sorgen und Befürchtungen. Vor allem frage ich mich auch, „Schaff’ ich das Alles?“ Ist ja auch klar, wenn man seinen eigentlich guten Job kündigt, die Wohnung auflöst und zur Zeit wieder bei der Familie lebt bis man in den Flieger steigt. Und wie ich auch in meinem vorherigen Artikel gesagt habe (Der Moment der Wahrheit (…)), ich bin ja auch zuversichtlich, dass am Ende alles gut wird. Aber ich kann mich vor der Tatsache auch nicht abwenden, dass so ein Schritt auch Angst mit sich zieht. Manchmal habe ich Tage in denen ich kurz vor einer Panikattacke stehe. Man muss sich das so vorstellen wie auf einem Rollercoaster kurz vor dem Fall. Die Atmung setzt aus und man hält gebangt die Luft an und verspürt die Panik vor dem Fall. Aber wenn man dann fällt ist es einfach nur mega befreiend! Besonders, weil man realisiert, dass es nicht schlimm ist und wenn man dann fertig ist sagt man sich auch, „Das ging ja schnell vorüber!“ und vor allem sagt man, „Nochmal!“. Das weiß ich auch vor allem durch meine Erfahrungen während dem Reisen.
Ich rede hier so offen über meine Ängste, weil ich immer wieder gesagt bekomme wie mutig ich bin und möchte aber dabei auch klar stellen, dass ich neben dem Mut auch Angst habe. Also kann ich nur an alle Angsthasen unter euch sagen, „Ich bin einer von euch!“ Gerade wenn man so viel zu Hause ist, dann merkt man auch wie viel einem die Familie bedeutet und das Loslassen wird umso schwerer. Sie werden mir alle fehlen, keine Frage.
Die Angst los lassen – wie wichtig ist das?
Ich möchte auch sagen, dass es okay ist Angst zu haben! Es ist sogar Überlebenswichtig! Man muss ängstlich sein, um großes zu vollbringen, denn nur durch Angst allein werden unglaubliche Energien freigesetzt. Sie treiben uns förmlich an. Sie darf nur nicht über Hand gewinnen. Sie darf nicht so groß sein, dass man gar nicht erst auf den Rollercoaster geht. Weißt du wie ich das meine? Es ist zwar okay Angst zu haben, das macht nachdenklich und umsichtig, aber sie darf uns nicht vor unseren Entscheidungen hindern. Denn wenn wir keine eigenen Entscheidungen treffen, trifft sie jemand anderes für uns.
Was ist, wenn ich nicht versage?
Angst zu haben ist schon wichtig, um nicht komplett blauäugig an Dinge ranzugehen. Aber Angst zu akzeptieren und loszulassen ist noch viel wichtiger, um überhaupt Dinge anzupacken. Nehmen wir an, dass ihr auswandern wollt oder einfach mal die Koffer packen und euch eine Auszeit gönnen wollt, zum Beispiel durch ein Sabbatjahr.
Ihr wollt, aber ihr könnt nicht, weil euch diese Ängste aus der Panikzone plagen. „Was werden die anderen von mir denken?“ oder auch „Was ist, wenn ich meine Familie zu sehr vermissen werde?“. „Was ist, wenn es nicht klappt und ich versage?“ – aber wie wäre es Mal mit, „was ist, wenn ich nicht versage?!“
Anstatt euch immer nur darauf zu fokussieren was alles schief gehen kann, sollte man sich doch eher darauf konzentrieren was alles gut werden wird! So mach ich es, um meine Angst zu überwinden. Ich nehme sie wahr und respektiere sie und sage mir gleichzeitig ganz rational, dass es normal ist Angst zu haben. Es ist sogar gut! Denn genau diese Angst gibt mir auch das Kitzeln vor dem Fall im Rollercoaster. Und macht das nicht auch das Leben aus? Ein bisschen Ungewissheit und Spannung?
Also – um die Angst zu überwinden muss man vertrauen! Vertraue dir selbst und sei zuversichtlich. Nicht arrogant, aber selbstsicher. Dann kann man endlich in die Lernzone eintauchen und der Magie beim arbeiten zusehen.
Bis bald,
eure eireeen
5 Comments
Mrs Globalicious
April 21, 2015 at 2:48 pmLiebe Eireeen,
Echt toll geschrieben! Du spricht damit sicherlich vielen Lesern aus der Seele. Ich wünsche dir viel Glück und viele tolle Momente in Canada! Das wird sicher unvergesslich!
Liebe Grüsse,
Doris
Mrs Globalicious
Eireeen
April 21, 2015 at 3:52 pmLiebe Doris,
vielen lieben Dank 🙂 Das freut mich zu hören! Hab auch vielen Dank für’s Glück wünschen!! 🙂 Ich bin auch gespannt!! Aber es wird sicherlich alles gut! <3 Hab einen wunderschönen sonnigen Tag und bis bald!
Anna
May 4, 2015 at 9:30 pmEin schöner und wahrer Artikel. Ich finde es allerdings häufig schwierig zwischen der “richtigen” Angst zu unterscheiden, die einem sagt, dass man das jetzt wirklich und wahrhaftig nicht tun sollte, und der, die nur entsteht, wenn man aus seiner Komfortzone rauskommt. Aber um das auseinanderhalten zu können, lernt man ja. 🙂
Herzlich,
Anna
Eireeen
May 5, 2015 at 12:28 amLiebe Anna,
danke dir für deinen Kommentar! 🙂 Ja, das stimmt. Es ist nicht immer leicht zwischen Angst vor etwas gefährlichem und der Angst vor etwas aufregendem zu unterscheiden. Aber ich glaube, dass man dafür ein Gefühl bekommt!Und dann kann man seiner Intuition komplett folgen und vertrauen.
Liebe Grüße und bis bald,
Irene
Anna
May 9, 2015 at 9:40 amHallo Irene,
du hattest mir gestern einen Kommenar hinterlassen, aber leider habe ich deine E-mail nicht erhalten (habe eben noch mal mein Postfach durchgescannt, aber nein). An einer Blogparade nehme ich immer gerne teil, magst du mir noch mal näheres erzählen oder einen Link zukommen lassen? Das wäre super. 🙂
Und für alle Fälle kopiere ich dir hier noch mal meine E-mail Adresse rein (man weiß ja nie): diegradwanderung@gmail.com
Herzlich,
Anna