Kennt ihr diese ewig umherkreisenden Gedanken? Was mach ich jetzt? Schreibe meine Bachelorarbeit, muss danach mein CV schön aufpeppen, ein Job finden, genug Geld machen, was ist mit meiner Altersvorsorge? Was ist mit meiner Karriere? Wann will ich meine Familie gründen? Wie kann ich mir meine eigene Eigentumswohnung leisten? Laptop, Handy, Kamera?
Fragen über Fragen, um im System nicht unterzugehen. Immer höher und immer weiter. Das wollen wir, damit wenn wir das nächste Mal einem ehemaligen Kommilitonen begegnen schön von unseren achso schönen Errungenschaften berichten können, um im Profilierungskampf nicht als Verlierer hervorzukommen. Das einzige was uns den Ausgleich gibt ist sich am Wochenende voll laufen zu lassen, um abzuschalten. Schön feiern gehen weil, dass hast du dir doch verdient? Du armes Wesen im Laufrad des Systems gefangen, kannst dir doch auch mal eine Pause gönnen? Dann bestellt man sich die größte hochprozentige Flasche, die man kriegen kann, die dann mit einem Feuerwerk und halb nackten Mädels an den Tisch begleitet wird, oft auch von einem dramatischen Lied unterstrichen, so dass auch alle im Club mitbekommen, dass du dir die teuerste Flasche leisten kannst. Von dem Geld, dass du dir die Woche über hart zusammen sparst.
Und wozu das Ganze? Nur um sich einmal mehr zu beweisen, dass „man“ es ist? Es dreht sich alles ums Geld. Abends kommst du nach Hause, erschöpft von deinem Praktikum, Job, Part-time Job, Uni und lässt dich berieseln vom Fernseher, der dir noch mehr vorgaukelt wonach du streben solltest. Neues Handy, neue Klamotten, neues Auto. Alles Dinge des Materialsumses. Dinge, die dich offensichtlich glücklich machen sollten. Arbeiten – Wochenende – Arbeiten – Wochenende – dass noch weitere 2600 mal – und dann nichts mehr.
Du verdienst immer mehr, aber du hast auf mysteriöse Weise immer weniger. Der Rubel rollt. Man „gönnt“ sich ja auch mehr, wenn man mehr verdient. Man wird fauler, nimmt öfter das Car2Go oder Taxi, anstatt wie die gewöhnlichen anderen mit der Bahn zu fahren. Schmiert sich nicht mehr selbst das Brot für die Arbeit oder Uni und gönnt sich immer mehr auswärts zu essen. Alles was dann wieder am Ende des Monates zur ach so großen Überraschung führt. Parallel dazu kaufen wir immer mehr Dinge, die uns glücklich machen sollten. Und behaupten dabei, frei zu sein.
Welch Ironie. Was bedeutet Freiheit eigentlich noch für uns? Ich meine manch andere Generation, wie die unserer Großeltern wusste noch was es heißt hart zu arbeiten und sich die Freiheit zu erkämpfen. Ganz zum Gegenteil von unserer jetzigen Generation. Ich will mich nicht davon abschreiben. Ich bin selbst Teil der Generation und will eigentlich nur sagen, dass wir vielleicht ein bisschen mehr vom Leben verlangen und unsere Prioritäten aus mehr als nur aus Ratenfinanzierung für das nächste Objekt der Begierde bestehen sollten. Um unser Willen. Lehnt euch einmal kurz zurück und fragt euch, was macht mich frei und was macht mich glücklich? Und um Gottes Willen, versteht mich nicht falsch, es gibt sicher Menschen, die das total toll finden. Ein einfaches Leben vom Kapitalismus bestimmt. Aber wir sind eine Generation aus der Ecke der Welt, die privilegierter nicht hätte sein können. Und anstatt in Vergängliches zu investieren sollten wir nicht Werte in etwas Andauerndes legen? Ich meine wir haben nur dieses eine Leben und sollten wir nicht das Beste daraus machen?
Für mich persönlich war es die beste Entscheidung wieder aus meiner Komfortzone herauszutreten, als ich alleine durch die Süd-Ost-Asien gebackpackt bin. Weg von dem Konsumwahn, weg von dem Profilierungswahn hin zur Freiheit und Selbstbestimmung. Ich bin gewachsen und habe mich weiterentwickelt durch die Geschichten der anderen. In Malaysia zum Beispiel habe ich Hatim getroffen. Ein Student aus Sudan. Es war total spannend mich mit ihm und über sein Land zu unterhalten. Unfassbar jedoch war wie seine Definition von Stabilität, die komplett von meiner abwich. Alltag und Normalität für ihn bedeutete Chaos für mich. Wusstet ihr, dass Südsudan seit 2011 die Unabhängigkeit von Sudan erlangte? Ihr könnt euch vorstellen was da wohl abging und wie viele Menschen dafür ihr Leben lassen mussten.
Ich will einfach nur, dass wir lernen mit offenen Augen durch die Gegend zu laufen. Mit mehr Wertschätzung für unser Leben und die Menschen, die Teil davon sind, nicht die Objekte. Mehr zur reflektieren. Ich will, dass wir uns selbst ein bisschen freier fühlen können und uns mit Dingen im Leben beschäftigen, die einen wirklichen Mehrwert darstellen. „Follow your dreams“, so kitschig es auch klingen mag, aber mach es! Stetig auf der Suche sich weiterzuentwickeln anstatt sich selbst stetig vergebens versuchen durch Materialismus zu definieren. Das sollten wir alle ein bisschen mehr verinnerlichen! Für mich persönlich war es das Reisen, das mich weiterentwickelt hat. Deswegen schreibe ich diesen Blog, um auch andere positiv zu berühren und vielleicht zu inspirieren. Vielleicht ist es für dich die geheime Leidenschaft für die Musik, Fotografie, das Schreiben oder Zeichnen oder Stand Up Comedian zu sein. Was auch immer es ist, das ist das Einzige was wir wirklich zurück lassen, wenn wir mal weg sind. Die Legenden und Erinnerungen, die wir durch unsere Passionen erschaffen, die dann in anderen Menschen weiterleben. Das ist das was wichtig sein sollte. Andere Menschen positiv zu inspirieren und das Miteinander. Nicht das Geld in deinem Portemonnaie, die Michael Kors Uhr um dein Handgelenk oder die Superstar Originals an deine Füßen.
Und was bedeutet für euch Freiheit und Glück?
13 Comments
Jessi
February 22, 2015 at 10:04 pmKann ich so unterschreiben! … Das Freiheitsideal ist heutzutage extrem verzerrt … vor allem in Europa/Nordamerika… Ich rede jetzt nicht von der Freiheit sich physisch hinzubewegen wo es einem passt, aber von sozialer und moralischer, wie du schon beschreibst… Materialismus hält zu viele Menschen gefangen
… der gängige Spruch “ach ich beneide dich dafür, dass du so viel herumkommst”, “ich würde auch gerne auf solche Abenteuer gehen” hängt mir sowas zum Hals raus… wenn die Menschen im System untergehen, und selber nicht realisieren, dass sie sich nur selber im Wege stehen …
eireeen
February 23, 2015 at 11:17 amHey Jessi,
Danke für deinen Post 🙂 da verstehe ich dich! Viele Menschen haben einfach auch nur Angst aus ihrer Komfortzone zu gehen. Was auch verständlich ist. Aber sie verpassen einfach das Größte Gefühl! Reisen kann so befreiend sein!
LG und bis bald!
Jessi
February 23, 2015 at 2:02 pmwo ist der like-button? 😛
Anonymous
February 22, 2015 at 10:10 pmEuropa ist so ziemlich der freiste Ort zur Selbstverwirklichung! … Versuch mal in Afrika als Hipster akzeptiert zu werden…
Gast
February 23, 2015 at 9:41 amLern mal deutsch, bevor du mit nem Blog anfängst
eireeen
February 23, 2015 at 10:56 amTut mir leid, wenn ich hier und da ein paar Groß- und Kleinschreibungsfehler gemacht habe. Aber wenn das das Einzige ist was dir an diesem Post auffällt, hast du es A) nicht verstanden und B) gehörst du definitv nicht zu meiner Leserzielgruppe.
Caro
February 23, 2015 at 10:35 amLiebe Irene,
tolle Worte von dir, in denen ich mich total wiederfinden kann. Für mich ist Reisen, die größte Freiheit überhaupt, mit wenig Gepäck, aber einem offenen Herzen und einer freien Seele bereise ich fremde Länder. Manche sagen, dass es nicht dem realen Leben entspricht, immer auf Reisen sein zu wollen, immer dem Kapitalismus entkommen, aber oft fühle ich mich auf Reisen lebendiger als nie zuvor. Wir arbeiten für den Erfolg, aber am Ende unserer Lebenszeit sind wir nur ein minimaler Teil des Ganzen, wir bewirken wenig. Was bringt die Arbeit, der Ruhm, der Erfolg schlussendlich? Am Ende meines Lebens möchte ich doch nur eines sagen können: I´ve lived to the fullest.
LG und bis bald,
Caro
eireeen
February 23, 2015 at 11:00 amHi Caro,
vielen Dank für deinen Kommentar! Ich verstehe dich da auch total! Besonders, dass Reisen nicht dem realen Leben entspricht. Aber ich denke, das muss es auch gar nicht. Denke eher, dass es gerade diese “Nicht-Entsprechung” ist, die uns alle reizt! Das wichtigste ist wirklich, dass wir so viel es geht mitnehmen aus unserem Leben. Unsere Geschichten kreieren und diese weiterleben lassen in den Herzen der anderen.
Liebste Grüße und bis bald 🙂
Timbo
February 23, 2015 at 10:38 amCooler Gedankenanstoß – und bezeichnend für unsere Generation, die (erfreulicherweise) mehr nach Sinn und Erfüllung strebt als unsere Vorgänger.
Für mich bedeutet Glück zwei Sachen: (persönliches) Wachstum und Geben. Das erste hast du sehr gut aufgegriffen in deinem Post. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass man sich auch in einem sinnvollen, erfüllenden Job weiterentwickeln kann. Dazu aber mehr unten…
Was in meinen Augen ein bisschen zu kurz gekommen ist in deinen Überlegungen, ist der zweite Punkt. Und mit Geben meine ich nicht einfach nur Geldspenden an eine Hilfsorganisation, sondern generell die Einstellung etwas von sich für andere Personen abzugeben – sei es durch Unterstützung bei Schwierigkeiten, Teilen von Glück oder Erfahrungen (z.B. durch einen inspirierenden Blogpost), einfaches, ehrliches Interesse am Mitmenschen oder schlichtweg etwas Zeit und volle Aufmerksamkeit (was in der heutigen digitalen Welt rar geworden ist)! Wer dieses Glücksgefühl, sich selbst mal hinten anzustellen und Mitmenschen eine Freude zu machen, erlebt hat, der weiß, dass es unersetzlich ist.
Freiheit sollte dann in diesem Zusammenhang einfach nur bedeuten, die Möglichkeit zu haben nach beiden oben genannten Dingen zu streben. In unseren Breitengraden haben wir das Privileg, diesen Zielen nachzugehen, ohne dass uns der Staat z.B. Reiseeinschränkungen vorgibt oder Gesetze uns verbieten sich anhand von Informationen aus verschiedensten Quellen weiterzubilden.
Meiner Meinung nach verwechseln viele heutzutage Freiheit mit der Auffassung keine Verantwortung übernehmen zu müssen – für sich selbst, geschweige denn für andere Personen. Ich kenne einige Menschen, die auf Reisen gehen, nicht um vorrangig zu entdecken und sich weiterzuentwickeln, sondern um den normalen Herausforderungen, die das Leben nun mal mit sich bringt, zu entfliehen. Wenn du sie dann fragst, ob sie denn glücklicher sind, antworten sie dir mit “Nein” und reisen immer weiter, auf der Suche nach etwas, das sie mit ihrer Einstellung so nicht finden werden.
Dem ähnlich verstehen andere unter Freiheit nichts zu müssen. Sie schmeißen oft alles hin und versuchen sich mit Gelegenheitsjobs, die ihnen keinen Spaß machen, über Wasser zu halten, um mehr “Freizeit” zu haben. Da von Nichtstun aber noch kein Mensch glücklich geworden ist, kann man diesen Menschen nur empfehlen sich etwas zu suchen, wo sie sich richtig entfalten können – oder wo sie vielleicht mal für jemand anderes da sein können…
eireeen
February 23, 2015 at 11:15 amHi Timbo,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich stimme dir zu! Die Menschen, die du am Ende auch beschrieben hast, die nur reisen, um sich aus der Realität und der Verantwortung, die das Leben mit sich bringt, zu ziehen, oftmals vergebens nach dem Glück streben. Wie auch du so denke ich, dass wir etwas kreieren sollten, um uns auszufüllen. Hierbei meine ich nicht unbedingt etwas tastbares. Es können Gesten oder Momente sein (wie du es auch schon angemerkt hast), Geschichten, die wir teilen, die anderen Menschen auf irgendeineweise berühren. Es kann alles mögliche sein. Letztendlich will ich einfach auch nur, dass Menschen offener durch das Leben laufen und ihre Bestimmung finden! Klar, kann das auch der Job sein. Für mich ist einfach das wichtigste, dass wir uns unser bewusst sind und unser Tun und Handeln mehr reflektieren.
LG und bis bald 🙂
Berlin banter
February 26, 2015 at 11:51 amHi Irene,
ich finde deinen Post wirklich toll, denn auch ich frage mich oft, was bedeutet Freiheit und wie viel müssen wir tun um Freiheit zu erreichen? Ich für meinen Teil finde es im Reisen, aber um reisen zu können, muss ich arbeiten und Geld verdienen um mir das leisten zu können. Arbeit allein macht einen natürlich nicht glücklich und auch nicht das Geld was man dabei verdient, aber wenn ich dann die nächste Reise gebucht habe, freue ich mich, dass es mir durch meinen Job möglich ist, dies zu tun. Das ist auch ein Teil von Freiheit. Es ist also ein wenig eine Co-Abhängigkeit, denn um einen hutbezahlten Job zu finden, muss man studieren, seinen CV aufpeppen, neben dem Studium arbeiten und sich anstrengen. Nichts was einem jetzt unbedingt richtig viel Spaß macht. Jetzt bin ich aber in einer Position, wo ich genug Geld verdiene um mehrmals im Jahr zu reisen und mir aussuchen kann, wo ich hinfahre.
Liebe Grüße
Bea
eireeen
February 26, 2015 at 1:37 pmHey Bea,
danke für deinen Kommentar. Also, ich weiß was du meinst, muss dir aber sagen, dass ich glaube man kann gut reisen mit wenig Geld. Ich glaube auch, weniger ist mehr. Man denkt heutzutage oft, dass man so viel braucht. Aber braucht man die Dinge wirklich? Ich meine nur als Bsp. als ich von meinem SEA Trip wieder kam, habe ich eigentlich realisiert wie viel Shit ich besitze. Ich habe mich regelrecht eingeengt gefühlt von meinen Klamotten, Schmuck, Lotions, Parfums, etc., dass ich das Gefühl bekommen habe in meiner eigenen Wohnung nicht richtig “durchatmen” zu können. Reisen nur mit 11 kg auf dem Rücken, und mit den einfachsten Unterkünften hat mir vollkommen gereicht. Klar, kann das Ticket zum Wunschziel Geld kosten und man braucht Geld dafür, aber alles was danach kommt, kann man mit wirklich “kleinem Geld” gut lösen. Ohne einen “richtigen” Job 🙂 Es gibt zum Beispiel exchange Seiten, in denen man für einfache hands-on Arbeiten Verpflegung oder Unterkunft bekommt. Nichts desto trotz verstehe ich natürlich was du meinst 🙂
LG und bis bald <3
F*ck it! Mach dein Ding! 5 Ausreden, die keine sind! | The Black Hoodie Blog
April 1, 2015 at 8:33 pm[…] sich mehr und der Rubel rollt (Zu diesem Thema habe ich auch einen Artikel verfasst. Hier der Link). Aber lasst uns doch diesen Teufelskreis durchbrechen, in dem wir uns nicht am Konsumwahn […]